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Japan

Mit Superfly um die Welt: Teil 5

1952 - die Alliierten verlassen Japan. Zurück bleibt ein Land im Wandel: Vom zerstörten Kaiserreich zur aufstrebenden Wirtschaftsmacht. In den 60ern beginnt der große Boom. Textilexport war gestern - heute rollen Autos vom Band. Und mit ihnen: ein neuer Sound, denn was die Alliierten auch hinterlassen haben ist Musik - genauer gesagt Jazz. Die Wurzel tief in japanischer Erde verankert sprießen bald neue Klangblüten: Rock, Funk, Boogie. Erst als Coverversionen, bald schon als ganz eigene Bewegung.

Nach Jahrzehnten des Wiederaufbaus war Japan zur Hightech-Nation aufgestiegen, die Städte explodierten vor Wachstum, die Mittelschicht florierte. Junge Menschen hatten Geld, Autos, Stereoanlagen und Lust auf Musik, die dieses neue urbane Lebensgefühl irgendwie widerspiegelte. Ein Stil den man später Citypop nennt - ein Mix aus Disco, Funk, R’n’B und Synth-Pop geboren im urbanen Japan der 70er und 80er Jahre. Tatsuro Yamashita, einer der wichtigsten Köpfe der Bewegung, kombinierte komplexe Songstrukturen mit eingängigen Hooks.

Doch Citypop war eigentlich nie ein einheitliches Genre. Der Begriff wurde in Japan selbst kaum verwendet - er diente hauptsächlich den Plattenfirmen, um eine Art von Popmusik zu vermarkten. Man erkennt aber klar: Japanese City Pop ist Musik für Stadtmenschen - leichtfüßig, voller Optimismus vibrierend wie Neonlichter in der Nacht. Der Soundtrack zum Technikglauben, zur Freiheit des Walkmans, zum Traum vom perfekten Sommer.

City Pop war also auch eine Flucht. Weg vom stressigen Alltag. Hin zu einem idealisierten Lebensgefühl, irgendwo zwischen amerikanischen Traum und japanischer Disziplin. Es war Musik für eine Generation, die sich erstmals als Konsumenten verstand. Masayoshi Takanaka brachte mit Songs wie Tokyo Reggie eine verspielte fast karibische Atmosphäre in die Szene. Mit Hawaii-Hemden, Sonnenbrillen und einem zu einer Gitarre umgebauten Surfbrett hatte er eine ganz einzigartige Bühnenpräsenz.

Doch dann: die 90er. Wirtschaftskrise. Der Optimismus verschwindet und mit ihm der Citypop...fast. Denn Jahre später passiert das Unerwartete: Das Internet entdeckt Citypop wieder. Millionen klicken plötzlich auf Songs wie "Stay With Me" von Miki Matsubara. Ein Track von 1979 wird zum viralen Hit. Warum? Vielleicht, weil sich eine neue Generation nach einer Zeit sehnt, die sie nie erlebt hat - aber träumen möchte. Die neue sogenannte Vaporwave-Ästhetik nutzt genau diese Nostalgie, Leichtigkeit, Optimismus als Fundament. Citypop lebt wieder und surft erneut auf digitalen Wellen - durch endlose Sommernächte wenn auch zum Teil in einer neuen Gestalt.

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