Club Kultur | Folge #015 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
"DIE WIENER FREIHEIT - EINE NEUE, ALTE INSTITUTION"
Wien, 22. Oktober 2020
DAS ENDE DER DEBATTENKULTUR
beginnt zumeist auf Facebook. Je länger die Coronakrise andauert, desto mehr versinkt die Debattenkultur im Schlamm der Alternativfakten. Kaum einer, der nicht seine eigenen Thesen hat. Ständig beginnen die Facebookpostings mit „Wahnsinn“ „ Diese Irren“ und so weiter. Langsam beginnt dieses Medium seinen letzten Reiz zu verlieren und mutiert zur Vorhölle der Ungebildeten. Dasselbe gilt für viele Whatsapp Gruppen. In Wien etwa spielt es sich in den, dereinst als Informationsplattform gegründeten Gastronomengruppen ab, wie auf einem Verschwörungstheoretikerkongress. Am Ende wird offen dazu aufgerufen, an der jetzt schon berüchtigten „Österreich steht auf“ Demonstration am 26.10. teilzunehmen und dort die Masken zu verbrennen. Vielen bekommt diese Zeit nicht gut, das kann man verstehen, aber daß sämtliche Rationalität schwindet, ist doch auch eine mehr als nur traurige Nebenerscheinung.
DAS ENDE DER WEIHNACHSFEIERN
beginnt 2020. Was viele weniger stört, trifft sozial Vereinsamte sehr: Nach den neuen Maßnahmen wird es weder Halloween noch Weihnachtsfeiern geben. Private natürlich schon, und hier beginnt die Crux: Laut neuesten Berechnungen erfolgen die meisten Ansteckungen mit COVID 19 im privaten Bereich, nicht in der Gastronomie. Die höchsten Zuwachsraten in den letzten Tagen verzeichneten prozentuell gesehen außerdem just jene Bundesländer, die ihre Sperrstunden bereits vorverlegt hatten. Doch das Damoklesschwert der frühen Gehsteig-Hochklappung hängt auch über Wien.
KAUM NOCH OASEN
gibt es in Wien, um noch irgendwo einen Hauch von Clubfeeling zu spüren. Das FLEX macht auf Pub, im Volksgarten gibt es Pizza Senza Danza und im Motto den Brunch. Eine neue hat nun (wieder) eröffnet. Die „Wiener Freiheit“, eine schummrig schönen einstige Tanzbar in der Schönbrunner Straße 25.
DER „TSCHUMMSN BEWAHRER“
schrieb der Standard am 14. August über die Übernahme des Etablissements „Wiener Freiheit“ durch den umtriebigen Szenemenschen Peter Balon. Gegründet wurde das queere Lokal bereits in den 80ern von Alexander Gschaider-Heitmann, dem es auch noch immer gehört, anfangs in dessen Wohnung. In den 90ern landete das Lokal schließlich an seinem heutigen Platz, begünstigt durch spezielle Sperrstundenregeln rund um den Naschmarkt. So wurde dieses Gebiet auch zu jener bekannten „schwulen Ausgehmeile“, die sie in Ansätzen bis heute geblieben ist. Im Keller gibt es das Herzstück des Lokals: Die Kaiser Franz Josef Lounge geprägt von dunklem Holz, rotem Samt und großem Spiegel. Verändert werden soll nichts, es wurde nur sanft geputzt. Peter Balon weiß ja aus seiner Zeit in der Forelle und seit der Übernahme des Schmauswaberls, wie Gastronomie geht. Und an Toleranz wird es in der neuen Freiheit gewiss nicht mangeln.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
Peter Balon
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