CLUB KULTUR | Folge #145 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
„Die Profiliga und der Garten – Sauna 3.0 auf dem Weg zurück“
Wien, 16. Oktober 2025
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BUSSI BUSSI
Ein wenig trist wirkt Wien in diesen Tagen. Vielleicht liegt es am Wetter, das uns heuer besonders früh in die grauen Stimmungszonen des Herbstes zurückkatapultiert hat. Das Nachtleben wirkt müde, der Sommer vorbei, die Jammerei geht weiter. Ein neuer Ort sorgt immerhin für Gesprächsstoff: Bussi Bussi, ein Club in der Jasomirgottstraße, der sich mit Afro House, gepflegtem Chic und einem Hauch Downtown-Glamour in Szene setzen möchte. Die Wiener Innenstadt ist damit um eine Venue reicher - auch wenn sie, wie so viele wohl keine bahnbrechende Neuerung beinhaltete und eher im selben Fahrwasser wie die anderen schwimmt.
AUS-GEHEN?
Ausgehen in Wien war einmal selbstverständlich. Heute ist es das nicht mehr. Viele Clubs kämpfen mit leeren Floors, die Besucherzahlen sind seit der Pandemie spürbar gesunken. Rund 600 Nachtbetriebe zählt die Stadt aktuell - deutlich weniger als noch vor Corona. Auch der Umsatz liegt unter Vorkrisenniveau. Die Ursachen sind bekannt - und doch komplex. Alles ist teurer geworden: Eintritt, Drinks, Taxis und Uber selbst die Garderobe. Viele Junge sagen inzwischen: lieber Hausparty als Clubnacht. Dazu kommen veränderte Freizeitgewohnheiten: Streaming, Gaming, Social Media - sie beanspruchen Zeit, die früher dem Ausgehen gehörte.
Und die Pandemie? Sie hat Routinen zerstört. Manche Menschen sind einfach aus dem Takt geraten - und nicht alle finden zurück. Gleichzeitig machen hohe Energiepreise und strengere Lärmvorschriften den Betreibern zu schaffen. In dicht besiedelten Vierteln genügt ein Bass, und schon ist die Beschwerde da. Die Vienna Club Commission spricht von einem Strukturwandel. Clubs müssen sich neu erfinden - mit kleineren, persönlicheren Formaten, klarer Kommunikation und echten Communities. Nur wer Atmosphäre, Haltung und Zugehörigkeit vermittelt, hat Chancen gegen Couch, Streaming und Inflation. Dafür dürfen nun Veranstalter bald ncoh ein paar Hunderter für Awareness Beauftragte ausgeben. Die Freude ist geteilt...
Das Ausgehen stirbt also nicht - es transformiert sich. Die Zukunft der Wiener Nacht liegtaber wohl weniger in den großen Tempeln als in den kleinen, kreativen Nischen, die Nähe und Authentizität bieten. Und in kreativen Ideen und Off-Locations.
SAUNA 3.0 - DIE PROFILIGA
Mitten in dieser Neuorientierung erfindet sich auch eine Institution neu: die Pratersauna. Das Team rund um Sebastian Müller-Klasz hat im Frühjahr die etwas herunter gewirtschaftete Legende übernommen und versucht, an ihre großen Zeiten anzuschließen - ohne in Nostalgie zu verfallen. Vieles ist gelungen: Umbau, Team, Freundlichkeit, Authentizität. Die Pratersauna verzichtet heute auf die Pose, die sie einst prägte - keine Champagnerpyramiden, keine XXL-Bars, keine Designerexzesse. Stattdessen: ehrliche Nächte, durchdachte Konzepte und ein klarer Fokus auf die Musik.
Aber der Neustart war kein Selbstläufer. Die Sauna gehört zu Wien wie die Forelle, der Volksgarten, das Fluc oder das Sass – aber wir schreiben eben nicht mehr 2011. Die „goldenen" Partygenerationen sind erwachsen geworden und sagen „wir waren dabei“, sind es aber nicht mehr. Die nachrückende Generation hingegen ist launisch und unberechenbar. Und doch gibt es Ambitionen: neue Eigenformate wie die Profiliga, spannende Partnerveranstalter:innen, ein neugestalteter Garten - und viele Ideen, die noch auf ihre Umsetzung warten.
Und Martin Ho? Darüber, und über vieles mehr, spricht das Team im Gespräch mit mir - in der neuen Folge meines Clubkultur-Podcasts. Und weil wir zu siebt im Studio waren, gibt es 7 x 2 Tickets für ein Event eurer Wahl in der Pratersauna zu gewinnen.
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