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„AUF EINMAL STAND ER IM NACHTHEMD AM DANCEFLOOR...“

#061 | feat. Heinz Tronigger

Heinz Tronigger, der Mitbetreiber des Clubs PRST, des Labels Sunshine und Exbetreiber von Meierei, Roxy, Passage und Albertina im Podcast über die wilden Zeiten in der Meierei und den Vergleich zu heute.

Club Kultur | Folge #061 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST

„Auf einmal stand er im Nachthemd am Dancefloor...

Wien, 04. August 2022

HABT IHR BOCK AUF IBIZA
Rief einst Sven Väth nicht mehr ganz nüchtern auf der Time Warp in die Menge. Nun ist wieder Hochsommer und die, die auf dem Eiland weilen oder weilten, brauchen mittlerweile ein bisschen Budget, um dort auch die vielen Clubs und Events zu besuchen, denn die Preise schossen in den Himmel. Der unangefochtene King of the Island ist wohl immer noch Solomun, dessen Marketingmaschine läuft und läuft. Kein Tag ohne Solomunvideo im Feed, beinahe immer dasselbe Szenario: Menschenmassen, und ein übervoller VIP Bereich mit lauter gezückten Handykameras. Das ist das Hochglanz-Partylife anno 2022. Die Wachablöse ist aber auch hier unübersehbar. Sven Väth mischt freilich noch mit, wenn auch nicht mehr in dem großen Stil von einst, aber die Zeit gehört wohl unbestritten den Amelie Lens, Letissa Enfiagos und Lilly Palmers. 

Perfekt inszenierter Schönmenschentechno für ein ebensolches Publikum. Der Wind lässt das Haar gekonnt wallen, die Videos der Sets gleichen Workouts für Fitnessfreaks. Nichts wird dem Zufall überlassen. Die Superstars von einst wirken teilweise auch schon ein wenig behäbig und schwer - einzige Ausnahme ist hierbei wohl noch Carl Cox, der noch mit 60 das DC 10 rockt. Summa summarum ist Ibiza wieder zu 100 Prozent auf „on“ Modus, allerdings auch mit all den negativen Nebengeräuschen, wie Lärmbeschwerden und Drogentoten. Dazu kommt, dass es kaum noch open air Locations gibt und viele Inselbewohner nach den zwei beschaulichen Pandemiejahren einfach ihre Ruhe wollen. Das führte zu diversen Schließungen und Reglementierungen und noch mehr Gedränge in den umsatzstarken Sommermonaten. Viele echte Musikliebhaber machen aber längst einen großen Bogen um die Insel, denn die Kommerzialisierung der einstigen Undergroundmarke „Techno“ ist nicht mehr aufzuhalten. Wer auf das Platzen der Blase wartet, der wird wohl noch sehr lange warten müssen...

INSELFEELING
In Wien hat der Sommer das Clubleben im Griff. Die Donauinsel lockt mit all ihren Locations die Tänzer ins Freie, auch das Porto Pollo und das Himmel und Wasser werben wieder um Kunden. Wirklich laut sein darf man zwar nirgends, aber daran haben sich die Leute offenbar gewöhnt. Dazu gesellen sich nun auch wieder viele Kundgebungen, wie ZwideMu oder Bay of Hooba, die wir hier schon thematisiert haben. Draußen gratis zu raven ist im Sommer unschlagbar, ab und an auch noch immer als Schnitzeljagd getarnt, denn das Magistrat muss nicht immer alles wissen.

NU-DISCO WIE?
Habt Ihr auch das Gefühl, dass die Musik 2022 nicht gerade besser geworden ist. Ich würde mit der gequälten Erfahrung des gehörten Wiens Community grob in drei Gruppen einteilen:

  • Raver:innen kann es nicht hart genug sein, egal ob Psy, DnB oder Techno jenseits der 150 Bpm, es muss knallen. Die Qualität ist dabei völlig egal, es geht um Blitze und Donner - auch im Kopf. 
  • „Liebe“ Fraktion: Alles soll nett und angenehm sein. Blumen, Deko und Gesichtsbemalungen, dazu einfühlsamer melodischer Sound. Am besten barfuß tagsüber genießbar. Man will Frieden und Liebe in diesen stürmischen Zeiten.
  • Die Mitsinger oder „Stimmungs“menschen: Entweder ich täusche mich, oder es kommt ein riesiger Retrotrend auf uns zu. Gefühlt sämtliche Hits meiner Kindheit aus den Siebzigern und Achtzigern finden sich derzeit in unendlich vielen neuen Remixen und Reworks, welche auch bei an sich nicht so kommerziellen Partyformaten aus den Boxen knallen. Britney Spears auf Acid? Geht auch. Wir nehmen im Moment alles, was „Spaß“ macht. Mir altem Sack aus der Generation X tut das weh, denn die Qualität der Dj Sets lässt kontinuierlich nach bzw. beschränkt sich auf 2 Stunden auf derselben Geschwindigkeit oder auf aneinandergereihte Abba und Co Reworks. Und das heißt dann „Nu Disco“ - oder so ähnlich.

Und der Tiefpunkt aller je gehörten Sommerhits, das aus dem Höllenschlund entstiegene „Layla“ passt genau in diese Entwicklung der Nicht-Entwicklung. Aber wen wundert es? Bekannte Djs sind ununterbrochen auf Tour und sehen ihr Tonstudio im Sommer nie von innen. Und jene, die verkrampft seit der Pandemie zu Hause sitzen und „fokussiert“ ständig neue Ep's auf den kleinen Markt werfen, bleiben ohne eine gekonnt genutzte Marketingmaschine fast völlig ungehört und in ihrer kleinen Nische versteckt, obwohl das Talent zu weit mehr reichen würde.

BACKFLASH
Da wurde es wieder einmal Zeit, in die Vergangenheit zu blicken und (vermeintlich?) besserer Zeiten zu gedenken. Die Neunziger und das Entstehen der Clubs und der Clubkultur haben für uns, die es noch erleben durften, etwas Magisches. Die Meierei etwa war eine solche Location, oder das Roxy in den frühen Neunzigern. Man hatte noch keine sozialen Medien und musste nicht ständig 100 Mal posten, es reichte noch Mundpropaganda. Die Anlagen waren noch rau und digitale Feinjustierung war ein Fremdwort. Denn der Charme des „Clubs“ reichte, man konnte diese Musik auch sonst nirgendwo hören, es sei denn man gab ein Vermögen für Platten aus.

VOM CASINO BAUMGARTEN IN DIE PRST
ist mein heutiger Studiogast diesen Weg durch drei Jahrzehnte mitgegangen. Als Gründer von Sunshine Enterprises begannen er und sein Partner Matthias Kamp dereinst eine Acid Jazz und Allerlei Clubreihe im 14. Hieb, es folgte der legendäre Werdegang: Meierei, Babenberger Passage, Albertina Passage. Und führte ihn nun in einer lustigen, weil durchaus kontroversiellen Konstellation als Geschäftsführer in den Club PRST- ausgeschrieben Praterstrasse, aber ausschreiben muss man heutzutage nichts mehr. Heinz Tronigger, oder DER Heinzi gilt als Original, wie es sie kaum noch in der Szene gibt: Laut, lustig, gschaftig und umtriebig- mit einem weichen Kern und nie um einen guten Spruch verlegen. Er hat wahrlich schon viel in dieser Stadt gesehen und erlebt. Er hat es auch ersessen quasi. Vom legendären Kellerbüro in Wiens Studio 54, der Meierei über das berühmte Rosenzimmer der Passage in die Zigarrenlounge der Albertina. Und natürlich gibt es auch in der PRST ein Hinterzimmer - e klar.

Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört - es wird legendär!
Rudis Kopf

 

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Im Gespräch mit Crazy Sonic:

HEINZ TRONIGGER
heinzi 

Heinz Tronigger - Clubbesitzer, Dj und Musikproduzent
https://www.instagram.com/prst.club/?hl=de
https://de-de.facebook.com/praterstrasse.wien/

CLUB KULTUR

MIT CRAZY SONIC

Als fixer Teil der legendären Veranstaltercrew des damaligen Kultclubs "Meierei" beim Wiener Stadtpark konnte sich der gebürtige Kärntner Rudi Wrany alias Crazy Sonic mit der Partyreihe "con:verse" 1999 zum ersten Mal in der Hauptstadt einen Namen machen. In den 2000er Jahren lockte er die Crème de la Crème der nationalen und internationalen Techno-Szene ins Wiener Flex zu seiner wöchentlichen Dienstagsreihe "CRAZY". "Zuckerwatt", "Luft & Liebe", "Nachtschwimmer" oder "5 Uhr Tee“ - Crazy Sonic hat sie alle miterlebt und gestaltet. Es gibt nur wenige bekannte DJs, die er noch nicht an die Turntables der Wiener Clubs geholt hat, kaum einen der noch nicht mit Rudi auf ein Glas Wein gegangen ist.

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen, um die Menschen dahinter kennenzulernen. Von aufstrebenden Talenten bis zu etablierten Größen – sie alle haben ihre Geschichten und ihre Visionen für die Zukunft der Clubkultur.

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