Club Kultur | Folge #058 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
„Mit Headlinern werben möchten wir nicht“
- Feiern am Strand- Albanien, ein Wunderwandel und die Blockchain
Wien, 30. Juni 2022
ERWISCHT
Die Hoffnung, dass wir einen ruhigen, coronafreien Sommer erleben dürfen, zerstreut sich zusehends, die Sommerwelle hat uns voll erfasst, ich selbst durfte auch ein Zwangspäuschen machen, was angesichts der Hitze auf wenig Verständnis und Freude stieß. Noch weniger Verständnis habe ich allerdings für diejenigen, die sich mit Händen und Füßen gegen alles wehren, was der Eindämmung der Virusverbreitung dient. Fast schon ängstlich blicke ich in Richtung Herbst. Lösungsansätze? Die Clubs sollten selbstständig Sicherheitskonzepte entwerfen und die Leute animieren, getestet zu kommen (siehe Donauinselfest), um neuerliche Einschränkungen zu vermeiden...aber ich befürchte, dass mittlerweile die Fronten derart verhärtet sind, dass schon der kleinste in diese Richtung gehende Versuch in die nächste ermüdende Diskussion mündet über Freiheit gespickt mit den üblichen verdächtigen Totschlagargumenten.
SOMMER, INSTA UND TROMPETEN
Die Großstadt hat im Sommer viel zu bieten, Outdoorevents boomen, in den Clubs gibt sich ein bekannter Dj nach dem anderen die Ehre. Allerdings ist eindeutig auszumachen, dass gewisse Acts, die eigentlich Legendenstatus besitzen sollten, in die Jahre gekommen sind und den Draht zu den teilweise sehr jungen Feiernden verloren haben. Dafür gehen jene durch die Decke, die auch abseits der Musik besonders kreativen Content produzieren: Partiboi 69 etwa oder die vielen jungen Damen, die nun die Lineups der unzähligen Musikfestivals füllen. Arriviere Musikproduzenten versinken oft in einem Meer an Beliebigkeit, während andererseits Hochglanzauftritte auf Yachten oder vor Zehntausenden Menschen die Bekanntheitsgrade in lichte Höhen schnellen lassen. Man kann darüber lamentieren oder es als neue Entwicklung akzeptieren, es ändert nichts daran, dass die große Wachablöse auch im internationalen Dj Business rascher vonstattengeht, als manchen lieb ist. Nur der ständig grantige Solomun füllt noch immer unseren Newsfeed...
EMPFEHLUNG
Wenn ein Kollege etwas Substanzielles macht, dann möchte ich ihn gern weiterempfehlen. Gerald VdH produziert seit kurzem den schwulen Podcast „Warme Brüder“gemeinsam mit Gregor Schmidinger, in dem es sowohl politisch und provokant hergehen darf als auch über ernste Themen gesprochen und philosophiert wird: Wirklich widerlich sind etwa die steigenden tätlichen Angriffe auf LGBTIQ+ Jugendliche nach den letzten Großevents im Pridemonat, etwa in Linz, wo es rund um die Linzpride zu Angriffen auf eine Gruppe junger Teilnehmen rund um eine Fastfood-Filiale gekommen war, ohne dass hier helfend eingegriffen wurde. Das Thema Akzeptanz muss bei uns noch nachsitzen, passend zum nahenden Schulschluss.
WUNDERWANDEL
Auf der Suche nach spannenden Gästen wurde ich diesmal bei Clemens Sengwein und Kamilla Reti fündig. Die beiden sind die Mitbegründer des Wunderwandel-Kollektives und veranstalten zum zweiten Mal ein festivalähnliches Event mit strengem Nachhaltigkeitsbezug in Albanien vom 14. bis 19. September. Geworben wird mit tollem Essen, einer Insel, wunderschöner Landschaft und einem kreativen Mülltrennungskonzept, dazu wirbt man damit, dass die Blockchain Technologie mithilft, die ambitionierten sozialen Ziele zu erreichen. Und das ganz ohne große, angefütterte Headliner.
Mehr unter www.wunderwandel.org
Aufgrund der letzten krankheitsbedingten Verschiebung gibt es die nächste Ausgabe in einer Woche, am 07. Juli 2022.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
CLEMENS SENGWEIN & KAMILLA RETI
Clemens Sengwein und Kamilla Reti - Veranstalter
www.wunderwandel.org
https://www.instagram.com/ww_wunderwandel/
https://www.facebook.com/WunderWandelWien