CLUB KULTUR | Folge #043 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
"Manchmal suche ich den Shitstorm"
Wien, 25. November 2021
UND EWIG GRÜSST...
der Lockdown. Frisch vom Urlaub aus Portugal zurück in den Lockdown begibt sich Euer Podcaster. Und wurde von den Ereignissen überrollt. Alles wieder zu auf unbestimmte Zeit, denn dass die Nachtgastronomie und die Clubs am 13.12 wieder öffnen, glaubt keiner so richtig, auch weil die Nachrichten aus den Spitälern keine positiven sind und wir in Österreich mittlerweile Infektionszahlen haben, die sogar zur Weltspitze reichen. Somit heißt es nun wieder absagen, verschieben, umswitchen und um staatliche Hilfen ansuchen, zumindest für die meisten aus der Branche. Denn diesmal ging es schnell. Letzte Woche war sich die Politik noch uneins - um es vorsichtig zu formulieren - am Wochenende wurde dann hastig ein 4. Lockdown beschlossen und der zarten Aufschwung wurde von der nächsten Vollbremsung unterbrochen. Ja, es ist leider wieder notwendig geworden und nein, kein Mensch hat mehr Lust darauf. So kann man die Stimmung zusammenfassen.
DISSENS
über viele Dinge herrscht zusehends auch innerhalb des „Publikums“. Eine Impfpflicht, wie sie am 1. Februar kommen soll, stösst bei vielen auf Ablehnung. In den Clubs wird es aber ohne sie nicht gehen, denn schon in den letzten Wochen gab es leider viele Ansteckungen auch dort, und das, obwohl alle Betroffenen geimpft waren. Gottlob sind mir aber keine schweren Verläufe bekannt: Rinnende Nasen und die Frage „Warum ich?“ waren noch das Schlimmste, was mir zugetragen wurde. Aber wir alle wussten, dass es Impfdurchbrüche geben kann - und keine Afterhour war davor sicher.
Wien hatte ja schon früh auf ein strengeres System gesetzt, schon seit September konnte man nur mehr 2G (also geimpft und genesen) in die Nachtgastronomie und die Zahlen in der Bundeshauptstadt waren verhältnismäßig niedrig im Vergleich zu den anderen Ländern. Dennoch schnellten sie auch hier in die Höhe. Ich frage mich, warum manche junge Menschen bei uns, vor allem viele aus der Goa/Pystrance oder Slowhouse Szene besonders gegen die Impfung sind. Hier sah man auch viele Vertreter auf der berüchtigten Demonstration vom 20.November, die sehr stark von rechtsextremen Gruppierungen geprägt und vereinnahmt wurde. Ist es der esoterische Ansatz vieler, tatsächlich eine Art „Freiheits“gedanke, der Glaube, die Impfung richte etwas mit dem Körper an? Ich würde es zu gerne wissen, vielleicht möchte ja einmal jemand offen mit mir darüber im Podcast sprechen, ohne selbstverständlich in die Verschwörungsecke abzudriften. Erschreckend ist jedenfalls, wie sehr sich gerade die Gesellschaft spaltet und auf den sozialen Medien gestritten wird. Auch ich musste mich von einigen „Freunden“ trennen, denen nur mehr Beschimpfungen und zynische Memes einfielen. Selbst Satireposts werden nicht mehr als solche sinnerfassend wahrgenommen, dabei ginge es doch anders...
PORTUGAL
und auch Spanien verzeichnen eine sensationell hohe Impfquote. Das Leben dort läuft normal, entspannt und ohne Einschränkungen. Die Inzidenzen sind stabil, Impfdurchbrüche bewegen sich im normalen Rahmen. Die öffentliche Diskussion darüber ist längst nicht so hitzig und die Politik wird noch als Entscheidungsträger wahrgenommen- ähnlich verhält es sich ja auch in Skandinavien. Im Rahmen meines Urlaubs konnte ich auch mit Impfskeptikern sprechen, doch soweit, dass sie auf die Strasse gingen, um gegen eine Impfung zu skandieren, ist man im Süden nicht. Da zieht man es vor, sein Leben weiter zu leben, zu arbeiten, zu reisen und Spass zu haben - und nimmt die Impfung als Teil der Lösung in Kauf. Hierzulande spaltet dieses Thema und dividiert die Gesellschaft auseinander. Die Politik, die zu lange mit sich selbstbeschäftigt war, hat es total verabsäumt, jenes Vertrauen aufzubauen, das es gerade hier bräuchte um nun das zu verhindern, was jetzt gerade passiert: Lockdown, Wirtschaftskrise und Spaltung.
SAUS UND BRAUS IM FLEX
hieß bis zum Lockdown ein neues Freitagsschiene im Wiener Kultclub. Und das hätte auch das Hauptthema des aktuellen Podcasts werden sollen. Aber die Ereignisse haben sich überschlagen. Trotzdem hatte ich bereits mit Adrian Pauscha aka Dj Sutter Cane einen fixen Termin vereinbart, um über die Neuaufstellung, die Verbesserungen bei Sound und Licht und die programmatischen Ideen zu sprechen. Doch dann bekam mein Studiogast offensichtlich trotz mehrerer Zusagen kalte Füße und erschien nicht und schaltete sein Handy aus. So hart wären die Fragen schon nicht gewesen, aber natürlich schade. Wir bleiben am Ball.
SEBASTIAN SCHATZ
heißt daher mein aktueller Studiogast und ihm gilt mein besondere Dank für die Spontanität. Sein Geschäftspartner Gregor Imhof war ja schon zu Gast, Schatz gilt als eloquenter Kontrapart, dessen Stimme breites Gehör findet. Nicht erst seit den stürmischen Corona Pandemiezeiten nimmt er stets eine sehr vernunftorientierte Haltung ein, die ihm nicht immer nur Freunde gemacht hat. Ich verfolge schon lange die intensiven Diskussionen über die Wirkung der Impfstoffe, Sinnhaftigkeit der Schutzmaßnahmen und Vorteile der Impfung. Zeit daher, passend zum erneuten Lockdown, sich mit dem gebildeten Gastronomen einmal zu unterhalten. Schickt mir eure persönliche Meinung, Anmerkungen, Inputs oder Themenvorschläge an schicken.
Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 09. Dezember 2021.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
SEBASTIAN SCHATZ
Sebastian Schatz, SASS Teilhaber und Manager
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