Gemeinsam mit ihrer Geliebten, die bei der Polizei arbeitet, und natürlich dem Chef des Pflegeheims, der in die ganze Masche ebenfalls eingeweiht ist, betreibt Marla ihr florierendes Geschäft. Wenn einer ihrer „Klienten“ aufmuckt, wird er einfach niedergespritzt.
Marla ist mit Sicherheit eine der skrupellosesten, weiblichen Protagonisten, die die Filmwelt je gesehen hat. Die Leichtigkeit der Inszenierung bewirkt, dass man mit der von Rosamund Pike fantastisch gespielten Figur trotzdem mitgeht. Auch weil sie es schafft, hinter der maßlosen Gier ihrer Marla eine tiefe Verletzung sichtbar zu machen, die nicht einmal näher ausformuliert werden muss. Ihr Handeln ist ein fortgesetzter Rachefeldzug an der Gesellschaft.
Doch als sie besagte Jennifer Peterson ins Altenheim sperren lässt, wird die Sache komplizierter. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Dame die Mutter eines untergetauchten Mafia-Sprosses ist. Und der will nicht nur sie, sondern auch die Diamanten zurück, die sich Marla inzwischen geschnappt hat. Um die Sache elegant aus der Welt zu schaffen, macht der Mafia-Anwalt Marla sogar ein Angebot, aber Marla will alles…
Die tiefschwarze Satire „I care a lot“ stammt vom britischen Regisseur Jonathan Blakeson, der auch das Drehbuch geschrieben hat. Das basiert auf einer wahren Geschichte. Vor allem die ersten beiden Drittel des Films sind unglaublich unterhaltsam. Spannend dabei auch, dass hier mal fast ausschließlich Frauen die Delinquenten sind – und die Männer meist diejenigen, die sich übers Ohr hauen lassen.
Das letzte Drittel wird dann vielleicht etwas gar zu schnörkellos durchdekliniert, um dann allerdings fast ungeduldig bei einer pointierten Kapitalismuskritik anzukommen. Von Blakeson hat man sicher nicht das letzte Mal etwas gehört, von Rosamund Pike sowieso nicht. Sie konnte für diese Rolle bereits den Golden Globe einheimsen.
I care a lot. Zu sehen bei Netflix. Johannes Rhomberg