Bis weit in die 90-er Jahre ist die Verfilmung aus dem Jahr 1981 von Uli Edel Myriaden von Teenagern als mahnendes Beispiel in der Schule gezeigt worden. „Finger weg von den Drogen“ sagte jedes Frame des Films. Und die Tristesse, die er vermittelt, ist tatsächlich bis heute fast unerreicht. Bis auf die edlen Konzertaufnahmen mit David Bowie, für die Regisseur Edel den Musiker höchstpersönlich gewinnen konnte.
Womit wir gleich einen Sprung zur Serie machen wollen, bei der David Bowie für einen Kurzauftritt aus naheliegenden Gründen von einem Schauspieler verkörpert wird, der allerdings eher Till Lindemann von Rammstein ähnelt. Auch in der Serie scheint der Abstieg der zusammengewürfelten Clique, deren Mittelpunkt die legendäre Berliner Disko Sound ist, unaufhaltsam. Triste Familiensituationen, fehlende Perspektiven, leicht zugängliche Drogen. Und am Ende steht der Goldene Schuss.
Zum Glück ist David Bowie einzige Personalie, bei der sich die Serie vergreift. Der restliche Cast ist toll besetzt, und weckt innige Sympathie mit den Figuren. Regisseur Philipp Kadelbach hatte viele starke Bildideen und der Soundtrack holt einen immer zur richtigen Zeit ab. Allerdings ist das auch ein bisschen das Problem der Serie. Sie schaut super aus und klingt fantastisch, ob das dem Thema gerecht wird, ist aber die andere Frage.
Konsequent wäre es vielleicht gewesen, das Setting aus dem sogenannten „Milieu“ überhaupt in die Mittelschicht zu transponieren. Denn dass sie auch dort längst zum Problem geworden sind, ist in Zeiten, in denen etwa das brandgefährliche Crystal Meth gerade über Europa schwappt, allzu deutlich. Das Serien-Remake ist also mehr stylishes Musikvideo, als in der Tiefe erzählte Geschichte. Wer sich nicht mehr erwartet, wird aber richtig gut unterhalten.
Wir Kinder vom Bahnhof Zoo. Zu sehen bei Amazon Prime. Johannes Rhomberg