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screening room - the trial of the chicago 7

the trial of the chicago 7

Regie: Aaron Sorkin

Sommer 1968. Die USA haben sich in einem verlustreichen Krieg in Vietnam verzettelt, der die Protestkultur zu Hause so richtig anfacht. In Chicago wollen die regierenden Demokraten ihren Parteitag abhalten. Aber sie haben die Rechnung ohne die Jugend gemacht. Tausende strömen in die Stadt, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Es kommt zu gewaltsamen Ausschreitungen mit der Polizei. Den Organisatoren wird der Prozess gemacht, der als „The Trial of the Chicago Seven“ in die US-Geschichte eingegangen ist. 

Wenn man die Stimmung in den USA der späten 60-er Jahre mit der von heute vergleicht, könnte man meinen, das Land wäre in einer Zeitschleife gefangen. Damals wie heute zieht sich ein tiefer Riss zwischen progressiven und konservativen Kräften durch die Gesellschaft, der das Schreckgespenst eines Bürgerkriegs heraufbeschwört.  

1968 ist der gemeinsame Nenner der Protestbewegung der Kampf gegen den Vietnamkrieg. Die zu Beginn friedlichen Demos werden von der Polizei schließlich niedergeknüppelt, Hunderte werden verletzt. Die wenige Monate später regierenden Republikaner unter Nixon machen den Organisatoren den Prozess und lassen dabei keinen Zweifel, dass die Schuld für sie bereits feststeht.

Die sieben Angeklagten repräsentieren dabei das ganze Spektrum der Protestbewegung von radikal bis moderat, vom schillernden Hippie Abbie Hoffman, bis zum moderaten Realo Tom Hayden. Und dann ist da auch noch das Black-Panther-Führungsmitglied Bobby Seale, der ursprünglich achte der Chicago Seven, der wegen offensichtlicher Beweismängel freigesprochen wird. Dagegen kann nicht einmal die Voreingenommenheit des zuständigen Richters etwas ausrichten.

Der Prozess gegen die Chicago Seven endet nach einem Jahr mit einem Schuldspruch, der bezeichnenderweise 1972 aufgehoben wird. „The Trial of the Chicago Seven” ist nun bereits die vierte Verfilmung dieser Ereignisse. Mit an Bord ist ein großartiger Cast rund um Sacha Baron Cohen, Eddie Redmayne und Michael Keaton. Der Film spielt sich zum Großteil im Gerichtssaal ab, aufgelockert durch sporadische -aber dramaturgisch wichtige- Rückblenden auf die Proteste am Parteitag.

Für die Dialoge hat Regisseur und Drehbuchautor Aaron Sorkin meist direkt die Gerichtsprotokolle verwendet, die nicht nur die Eloquenz von Abbie Hofmann, sondern auch die unglaubliche Parteilichkeit des Richters belegen. Auf ein Zitat des Angeklagten Rennie Davis, der sich damit direkt an den Richter wendet, hat Sorkin aber überraschenderweise verzichtet: „Sie repräsentieren all das was alt, hässlich, bigott und repressiv ist in diesem Land. Und ich sage ihnen, dass der Spirit an diesem Verteidigungstisch ihre Krankheit in der nächsten Generation heilen wird.“  Vielleicht hat Sorkin es ausgespart, weil sich Davis‘ Prophezeiung noch nicht erfüllt hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 

The Trial of the Chicago Seven. Zu sehen bei Netflix.                                                Johannes Rhomberg

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