Die Eltern Henry und Anna sind naturgemäß alles andere als begeistert, als Moses in ihrem Wohnzimmer steht. Milla, die in der Schule eher eine Außenseiterin ist, ist dagegen mehr als begeistert. Henry und Anna müssen mit der Zeit einsehen, dass Millas Beziehung zu Moses mehr ist als nur eine Trotzphase, und plagen sich mit Verlustängsten.
Die umso größer sind, weil ihre eigene Beziehung alles andere als im Reinen ist. Denn die routinierte Beziehung zwischen dem erfolgreichen, aber gelangweilten Psychiater und der ehemaligen Konzertpianistin wird nur durch ihrer Tochter zusammen gehalten. Und obwohl er nun Mal tatsächlich all das ist, wovor sich Eltern einer Tochter fürchten, sieht Henry schließlich keine andere Wahl, als den Obdachlosen Moses einzuladen, bei ihnen zu wohnen. Denn dass Moses der krebskranken Milla sichtlich gut tut, muss er sich widerwillig eingestehen.
Milla meets Moses ist das Langfilmdebüt der australischen Regisseurin Shannon Murphy. Es besticht durch die Individualität ihrer Story und der Charaktere. Jede ihrer Figuren ist mit all ihren Fehlern liebenswert, Klischees sucht man hier vergebens. Und trotz der schwer klingenden Rahmenhandlung verströmt der Film eine Leichtigkeit, die nicht zuletzt durch Murphys feines Gespür für Situationskomik entsteht. Ein wunderbar untypisches Coming-of-Age-Drama mit einem tollen Cast, das letztes Jahr in Venedig für den Goldenen Löwen nominiert war. Und ein mehr als guter Grund ins Kino zu gehen, auch in Zeiten wie diesen.
Milla meets Moses. Ab 30.10. im Kino. Johannes Rhomberg