Tylers Vater Ronald hat es in der Baubranche zu großem Wohlstand gebracht. Weil von Schwarzen aber immer mehr verlangt werde als von anderen, trichtert er seinem Sohn einen Ehrgeiz ein, der auch aus spielerischem Armdrücken nach dem Mittagessen einen bedeutungsvollen Kampf macht. Die Versagensangst, die Tyler dadurch entwickelt, lässt ihn die schwere Schulterverleztung verheimlichen, obwohl er trotzdem weiter in den Ring steigt.
Unterdessen bleibt seine Schwester Emily unbehelligt von den toxischen Männlichkeitsvorstellungen ihres Vaters. Und als es schließlich zu einem tragischen Ereignis kommt, das auch Ronalds Weltbild erschüttert, ist Emily es, die versucht, die vom Zerbrechen bedrohte Familie zusammenzuhalten.
Der erst 31-jährige Regisseur Trey Edward Shults legt mit seinem dritten Spielfilm einen Überraschungscoup dieses Jahres vor. Er legt den Fokus auf die von einem wunderbaren Ensemble getragenen Figuren, und scheut sich auch nicht davor mitten im Film die Hauptfigur zu wechseln. Die einfallsreichen Einstellungen sind für ihn nie Mittel zum Zweck, sondern dienen dazu, das Innenleben seiner Charaktere sichtbar zu machen. Aus dem tollen Ensemble sticht der erst 25-jährige Kalvin Harrison hervor, dem für seine Darstellung als Tyler bereits Chancen auf den Oscar eingeräumt werden.
Waves. Ab 16.7. im Kino. Johannes Rhomberg