Die Mutter will vor allem eines: weg von der einsamen Insel an der Küste der Bretagne. Dass sie dafür ihre Tochter benutzt, ist ihr eher wurscht, immerhin lockt Mailand. Das wiederum ist aber der Tochter ziemlich egal. Sie rebelliert gegen die Ehepläne der Mutter, zumal sie dafür auch noch aus dem Kloster geholt worden ist, wo sie viel lieber geblieben wäre.
Marianne wird als Gesellschafterin eingeführt, doch in Wahrheit beobachtet sie jedes Detail an der schönen Heloise, um sie abends malen zu können. Als die Mutter für einige Tage aufs Festland muss, entwickelt sich zwischen den beiden Frauen eine Liebesbeziehung, über der gleichzeitig ständig das Damoklesschwert der Zwangsheirat hängt.
Mit ihrem im allerbesten Sinne feministischen Film „Portrait einer jungen Frau in Flammen“ ist die Französin Céline Sciamma nicht nur bei der Viennale gelaufen, sondern auch im Hauptbewerb von Cannes. Den Preis für das beste Drehbuch hat sie dann beim Europäischen Filmpreis mit nach Hause genommen. Auch dank der großartigen Besetzung mit Adèle Haenel und Noémie Merlant ist der Film eine absolut kitschfreie, wunderschön erzählte Liebesgeschichte in prachtvollen Bildern. Jeder Blick, jede Geste bekommt Raum und ist bedeutsam aber nicht bedeutungsschwanger, jedes Wort hat Gewicht, ohne dass es runterzieht. Die kraftvolle feministische Botschaft serviert Sciamma unangestrengt subtil, aber dafür umso wirkungsvoller.
Portrait einer jungen Frau in Flammen. Ab 13.12. im Kino. Johannes Rhomberg