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joker

Regie: Todd Phillips

Einer der faszinierendsten Filmbösewichte kehrt zurück auf die Leinwand. Der Joker. Und die Frage stand vorab natürlich im Raum, ob den großartigen Performances von Jack Nicholson und vor allem Heath Ledger, die den Joker bereits in früheren Verfilmungen verkörpert haben, noch etwas hinzuzufügen ist. Die Antwort lautet eindeutig: Ja.

Niemand geringerer als Charakterschauspieler Joaquin Phoenix ist es, der in die Rolle der Titelfigur schlüpft. Sein Joker ist der psychisch kranke Außenseiter Arthur Fleck, der mit seiner Mutter in einer heruntergekommenen Gegend wohnt. Die hat ihm als Lebensphilosophie mitgegeben, dass er immer ein Lächeln auf den Lippen tragen solle. Und das tut er auch, in seinem Job als Clown für alle Anlässe. Auch wenn ihn die Kollegen als seltsam wahrnehmen, auch wenn er mal von Jugendlichen verprügelt wird.

Doch als er den Job verliert, lacht er nicht mehr. Als er wieder einmal gedemütigt wird, erschießt er seine Peiniger. Und durch die Medien wird der Mord zum Aufstand von Arm gegen Reich hochgejazzt. Arthur dagegen träumt unterdessen weiter davon, Stand-up-Comedien zu werden, doch als ein Video von seinem Auftritt in einem kleinen Club für Spott und Häme in der Comedy-Show von seinem großen Vorbild sorgt, ist das Maß endgültig voll...  

Joaquin Phoenix hat sich mit seinen Rollen als Spezialist für gequälte, mit inneren Dämonen ringende Figuren etabliert. Dass ausgerechnet er in einer Comic-Verfilmung mitspielt klingt ungewöhnlich, liegt aber einfach daran, dass der Film mit dem Comic ganz genau gar nichts mehr zu tun hat, sondern vielmehr eine komplexe Charakterstudie eines von Schicksal und Gesellschaft gebeutelten Außenseiters ist. So gesehen also kein Neuland für Phoenix, mit seiner Darstellung bestätigt er aber einmal mehr, dass er zu den mutigsten und außergewöhnlichsten Schauspielern seiner Generation gehört.

Überraschender ist da schon, wer auf dem Regie-Sessel Platz genommen hat. Todd Phillips ist nämlich vor allem bekannt durch die Hangover-Trilogie, die zwar durch viele tief sitzende Pointen aber nicht durch Tiefgang für Furore gesorgt hat. Von ihm stammt auch das clever gestrickte Drehbuch, das immer wieder erhellende Schnittpunkte zwischen der deformierten Innenwelt seines Protagonisten und der ebenfalls beträchtlich deformierten Außenwelt schafft. So wird Joker nicht nur zum beunruhigenden Psychogramm, sondern auch zur Gesellschaftskritik, etwa wenn die für Arthur zuständige Sozialarbeiterin einfach weggekürzt wird.  

Am Ende vollführt Phillips noch ein, zwei dramaturgische Bocksprünge, die der Film nicht gebraucht hätte; Mit denen er aber ganz offensichtlich Vorwürfen aus dem Weg gehen wollte, er inspiriere mit seinem Werk Nachahmungstäter. Vorwürfe, die natürlich trotzdem schon aufgetaucht sind, die aber nichts daran ändern, dass ihm mit seinem Film ein ganz großer Wurf gelungen ist, für den es in Venedig den Goldenen Löwen gab.  

Joker. Ab 11.10. im Kino.                                                                       Johannes Rhomberg 

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