Eigentlich will Christian seine Freundin Dani zu Hause lassen und nur mit seinen Kumpels die Reise machen. Doch weil Dani gerade ihre Familie verloren hat, nimmt er sie mit, obwohl die Beziehung ziemlich kriselt.
Als die Clique in dem Dorf in den schwedischen Bergen ankommt, scheint es das harmonischste und friedlichste Fleckchen auf der ganzen Welt zu sein. Der Respekt der Anthropologie-Studenten vor der fremden und durch die Jahrhunderte überlieferten Kultur ist groß. Auch als sie mit Entsetzen feststellen, dass der Einteilung in Lebenszyklen am Ende nachgeholfen wird. Doch dann wird ihnen langsam klar, dass sie nicht nur Zuschauer einer folkloristischen Tradition sind, sondern ein wesentlicher Teil des Ganzen werden sollen.
Am Ende weiß man nicht, ob das alles wirklich passiert ist, oder nur ein wirklich schlechter Trip von Protagonistin Dani war. Der Film als Ganzes ist jedenfalls ein absolut irrwitziger Trip, und einer der ungewöhnlichsten Horrorfilme der letzten Jahre. Nicht nur wegen der für einen Horrorfilm beträchtlichen Länge von 2 Stunden und 25 Minuten, sondern auch weil Regisseur Ari Aster großes Augenmerk auf Details gelegt hat. Die in ostentativ saturierten Farben erstrahlende ungarische Landschaft, in der "Midsommar" gedreht worden ist, kontrastiert aufs Brutalste mit den menschlichen Abgründen, die darin klaffen. Mit subtiler Komik inszeniert Aster die sich als perfekte Gemeinschaft inszenierenden Dorfbewohner. Um sie dann als protofaschistisches Zwangssystem zu entlarven, dessen brutale Riten sich in immer wahnwitzigere Höhen schrauben. Dass in dieser Gesellschaft ein Schwarzer nicht einmal als Menschenopfer Verwendung findet, ist nur eine der vielen bitterbösen Pointen.
Midsommar. Ab 27.9. im Kino. Johannes Rhomberg