Javeds Vater ist ein Patriarch alter Schule. Verdientes Geld müssen alle Familienmitglieder abgeben, über sämtliche Belange entscheidet er allein. Dabei ist er kein Böser, er weiß es nur nicht besser. Aber bei Javed beißt er mit dieser Haltung zunehmend auf Granit.
Als ein Freund ihn mit der Musik von Bruce Springsteen vertraut macht, ist es um Javed endgültig geschehen. Die Texte scheinen direkt zu seiner Seele zu sprechen. Er beginnt, sich wie sein Vorbild zu kleiden, und auch seine eigenen zaghaften Versuche sind von der Lyrik von Springsteen geprägt. Und plötzlich klappt es dann sogar mit den Mädchen.
„Blinded by the Light“ basiert auf der Biographie des britischen Journalisten Sarfraz Mansoor, der auch beim Drehbuch mitgearbeitet hat. Für die Regie dieser durchgehend sympathischen Feel-Good-Komödie zeichnet die indisch-stämmige Regisseurin Gurinder Chadha verantwortlich, die in London aufgewachsen ist. Zwei Berufene also, wenn es darum geht, davon zu erzählen, wie es sich anfühlt, als Einwandererkind in England aufzuwachsen. Und dem Film tut gerade dieser Fokus auf seinen Protagonisten gut, weil er verhindert, dass die Story allzu seicht wird. Gleichzeitig feiert der Film aber natürlich auch seinen zweiten Protagonisten. Und das ist die Musik von Bruce Springsteen. Und wenn der amerikanische Working Class Hero Springsteen die Seele eines Kindes indischer Einwanderer so nachhaltig anspricht, dann ist das auch ein großartiger Beweis für die Universalität der Populärkultur.
Blinded by the Light. Ab 22.8. im Kino. Johannes Rhomberg