Schon bei der Beerdigung ihrer Mutter wird die verzweifelte Lage von Kyra klar. Außer dem Concierge des Hauses ist nur noch ihr Ex-Mann gekommen, von dem sie sich prompt auch noch Geld leihen muss, um die nächste Zeit zu überbrücken. Sie versucht, einen Job zu finden, doch das stellt sich als nahezu unmögliches Unterfangen heraus. Darum sieht sie sich gezwungen, das Pflegegeld für ihre Mutter weiter zu kassieren, andernfalls würde sie die Wohnung verlieren.
Ein Lichtblick für Kyra ist der um Einiges jüngere Doug, mit dem sie eine Beziehung beginnt. Doch als Doug Kyras Sozialbetrug entdeckt, steht das kleine Glück vor einer harten Bewährungsprobe.
Michelle Pfeiffer zeigt mit ihrer Darstellung einer vom Leben gebeutelten Frau, warum sie als Charakterdarstellerin hochgeschätzt wird. Die nuancierte Darstellung wird nicht nur von Schauspielkollege Kiefer Sutherland unterstützt, sondern auch von der fantastischen Kameraarbeit von Bradford Young. Er zeigt die triste Lebenswelt vorwiegend in strengen Tableaus, die durch ihre Licht-Schatten-Gestaltung eine unheimliche Wirkung entfalten. Die Close-Ups auf Michelle Pfeiffer sind oft vor völliger Dunkelheit eingerichtet, so dass es aussieht, als könnte sie im nächsten Moment von ihr verschluckt werden. Eine Metapher auf die nicht nur in den USA weitverbreitete Altersarmut. Regisseur Andrew Dosunmu sticht mit seinem neuen Film ein weiteres Mal als wichtige Stimme des amerikanischen Independent-Kinos hervor.
Wo ist Kyra? Ab 28.6. im Kino. Johannes Rhomberg