Anfang der 80-er Jahre lernt der 19-jährige Nachwuchsmusiker Wiktor den bereits etablierten Mike Naumenko kennen. Im Leningrader Rockclub ist er eine fixe Größe und würde das Publikum zum Ausrasten bringen, wenn das bloß erlaubt wäre. Denn die sowjetische Miliz sorgt dafür, dass ein Rockkonzert so gesittet abläuft wie ein Kammermusikabend.
Auch im Alltag erfährt die rebellische Clique rund um die Musiker immer wieder, dass westliche Einflüsse als Bedrohung wahrgenommen werden. Doch Wiktor lässt sich nicht beirren. Mit der Hilfe von Mike schafft er es ein Demo aufzunehmen, auch wenn sich seine klanglichen Vorstellungen mit den beschränkten Mitteln nicht verwirklichen lassen.
Und zwischen magischen Partys in kargen sowjetischen Wohnbauten und vielen Gesprächen über Musik geht Mikes Stern langsam unter, während Wiktors gerade erst zu scheinen beginnt.
Dass die Sowjetunion nicht tot ist, kann man anhand der Querelen rund um Regisseur Kirill Serebrennikow klar sehen. Serebrennikow wurde unter dem Vorwurf der Veruntreuung vor über einem Jahr festgenommen und steht seitdem unter Hausarrest. Den Film musste er unter diesen Bedingungen fertigstellen. Dass ihm das trotz aller Widrigkeiten gelungen ist, ist nichts weniger als ein Glücksfall für das Kino. Seine wunderbar melancholische Geschichte über den im Alter von nur 28 Jahren tragisch verunglückten Wiktor Zoi ist nicht nur eine Liebeserklärung an seine Protagonisten, sondern auch an die Popmusik. Beim Filmfestival in Cannes, wo Leto dieses Jahr gelaufen ist, erklärte sich die Szene solidarisch mit dem festgesetzten Kirill Serebrennikow. Die russischen Behörden erklärten durch die Verlängerung des Hausarrests bis mindestens April nächsten Jahres, dass ihnen das wurscht ist.
Leto. Ab 14.12. im Kino.