Godwin ist seit der Kindheit, in der er Opfer eines ebenfalls sehr experimentierfreudigen Vaters war, fürchterlich entstellt. Zur Dokumentation seines eigenen Experiments namens Bella holt er sich darum den Assistenten Max ins Haus. Damit das noch besser funktioniert, legt er diesem nahe, Bella doch gleich zu heiraten.
Sie dagegen möchte zuvor zumindest noch die Welt entdecken. Und vor allem die eigene Sexualität. Zu diesem Zwecke lacht sie sich den Frauenheld Wedderburn an, mit dem sie auch gleich die Welt bereist. Doch Bella entwickelt sich im Gegensatz zu diesem rasch weiter, und bald ist ihr die Welt, wie sie sie vorfindet, nicht mehr genug. Sie eignet sich sozialistische Ideen an, und verschafft sich durch Sexarbeit finanzielle Unabhängigkeit.
„Poor Things“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Alasdair Gray. Wie bei Yorgos Lanthimos nicht anders zu erwarten, ist auch sein neues Werk ein Bilderreigen voller schrägem Humor. Was Lanthimos an der Geschichte gereizt habe, war vor allem seine Hauptfigur Bella und ihre Möglichkeit, die Welt nach ihren eigenen Maßstäben neu zu entdecken.
Mit seiner Hauptdarstellerin Emma Stone hat er verschiedene physische Stadien definiert, die dabei geholfen haben, die Entwicklung von Bella sichtbar zu machen. Und Stone gleichzeitig ermöglichten, Kohärenz in die Rolle zu bekommen, da sie während des Drehs mitunter am selben Tag in verschiedene Stadien eintauchen musste.
Emma Stone wird für ihre Performance wohl eine heiße Kandidatin für den Oscar sein, genauso wie Mark Ruffalo und Willem Dafoe für die beste Nebenrolle. Lanthimos konnte für den Film in Venedig bereits den Goldenen Löwen abstauben.
Poor Things. Ab 18.1. im Kino. Johannes Rhomberg