Wie in diesem verkörpert nämlich nicht nur ein Schauspieler den Maler, sondern gleich mehrere. Der Film setzt ein, als Munch 1943 zurückgezogen in seiner Villa lebt, wo er versucht, seine Gemälde vor den deutschen Besatzern zu beschützen. Nur um bald darauf an den Beginn seiner Karriere zu springen, an dem wie so oft die Liebe steht. In Munchs Fall die Liebe zu der verheirateten Milly, die für ihn als 21-jährigen ein unerreichbar scheinendes Objekt der Sehnsucht ist.
Knapp zehn Jahre später zieht Munch nach Berlin, wo er für einen veritablen Skandal sorgt - der ihn berühmt machen sollte. Vielleicht der Zündfunke für Regisseur Dalsbakkens spannenden Kunstgriff, diese Lebensphase von Munch in die Jetzt-Zeit zu verlegen. Denn Skandale bringen Publicity – damals wie heute.
Munch taucht in der Folge tief in die Berliner Boheme ein, und lernt unter vielen anderen den Autor August Strindberg kennen. Weil er zunehmend zum Exzess neigt, und es damit übertreibt, verbringt er mit Mitte 40 geraume Zeit in einer Nervenklinik, wo ihm der Arzt Daniel Jacobsen zum lebenswichtigen Ratgeber wird.
Regisseur Dalsbakken war von seiner Hauptfigur ganz offensichtlich allzu sehr beeindruckt, was die eine Schwäche seines Films offenbart, nämlich dass hier wie so oft in Biopics ein Genie projiziiert wird. Zu kurz kommt dagegen der Schaffensprozess. Die Aufteilung auf mehrere Schauspieler erzeugt aber zusammen mit einigen anderen Verfremdungseffekten ein immer wieder überraschendes Gesamtbild, das dem Künstler Edvard Munch durchaus gerecht wird.
Munch. Ab 14.12. im Kino. Johannes Rhomberg