Bis zu seinem Unfall liebt Pierre den Exzess. Partys und Alkohol bis zum Umfallen sind sein Lebenselixier. Als er aber durch seinen Sturz dem Tod ins Auge blickt, macht es klick in ihm. Sein Vorhaben, Frankreich zu Fuß zu durchqueren, ist zwar auf gewisse Weise genauso extrem wie sein vorheriger Lebensstil. Die Reise bringt ihn aber nach und nach dorthin, wo er bisher vielleicht noch nie war: zu sich selbst.
Er lernt dabei ein Frankreich kennen, das ihm bislang verborgen war. Und der Zuschauer mit ihm. Die spektakulären Aufnahmen zeigen die raue Schönheit des Landes abseits der großen Metropolen. Die für den durchaus noch nicht vollständig genesenen Pierre auch mitunter bedrochlich wird.
Vor bald zwei Jahren ist die poetische Dokumentation „Der Schneeleopard“ erschienen. Einer der Protagonisten des Films ist der Schrifsteller Sylvain Tesson. Seine Geschichte wiederum ist die Grundlage für diesen Spielfilm mit dem Titel „Auf dem Weg – 1300km zu mir“. Regisseur Denis Imbert hat sich dabei die Freiheit genommen, von Tessons Buchvorlage deutlich abzuweichen, was nicht zuletzt dramaturgische Freiheiten ermöglicht. Seine Entscheidung, den Film nicht chronologisch, sondern zeitlich ineinander zu verweben, stellt sich als höchst spannende heraus.
Sehr hilfreich auch sein Hauptdarsteller, Oscar-Preisträger Jean Dujardin, der die Läuterung vom exzessiven Rabauken zum nachdenklichen Pilger glaubhaft verkörpert. Konkurrenz bekommt er dabei von den unglaublich schönen Aufnahmen der französischen Landschaft, die den meisten Menschen auf diese Weise wohl bislang verborgen gewesen ist.
Auf dem Weg – 1300km zu mir. Ab 1.12. im Kino. Johannes Rhomberg