Während die Freunde schon lange abgeschlossen haben, geht es beim Studium für Signe nicht so richtig weiter. Ihre Realität heißt Coffee Shop. Zu erzählen gibt es davon nicht viel. Bis eines Tages eine Frau von einem Hund gebissen wird, und sie die erste Hilfe für sich reklamiert.
Das schöne Gefühl im Mittelpunkt zu stehen, will sie nun nicht mehr entbehren. Um sich das auch in Hinkunft zu sichern, verfällt sie auf die wahnwitzige Idee, ein russisches Medikament einzunehmen, das als Nebenwirkung schwerste Entstellungen verursacht. Mit Erfolg. Thomas kümmert sich mehr oder weniger rührend um sie und die Freundin, die erfolgreiche Journalistin ist, hievt sie auf die Titelseite. Doch wie lange kann die Lüge gut gehen?
15 Minutes of Fame – and the rest of life in shame. Mit dieser Erweiterung von Andy Warhols berühmter Prophezeiung könnte man „Sick of myself“ kurz zusammenfassen. Und damit Vorhang auf für die Horror-Show, die uns der norwegische Regisseur Kristoffer Börgli präsentiert. Der Film wird in der PR gerne als schwarze Komödie gelabelt, damit liegt man allerdings ziemlich daneben. Denn auch wenn es komödienhafte Einwürfe gibt, sind Stimmung und Story überwiegend düster.
Und mit Signe gibt es eine Protagonistin, die man dermaßen gerne hasst, dass es einem schon fast unangenehm ist, wenn ihre Lage zunehmend prekär wird. Regisseur Börgli hat sich aber bewusst dafür entschieden, eine Figur zu zeigen, die in ihrer Suche nach Aufmerksamkeit abstoßend wird. Börglis Film kann man eigentlich nur hassen oder lieben. Als Kommentar zu einer Gesellschaft, die zwanghaft Aufmerksamkeit sucht, und dabei eine immer kürzere Aufmerksamkeitsspanne aufbringt, ist er jedenfalls großartig.
Sick of myself. Ab 24.3. im Kino. Johannes Rhomberg