Am liebsten würde Philippe den ganzen Tag auf dem Hinterhof-Dachboden verbringen, wo ihr Piratensender seine Station hat, und mit seinen Kassettendecks Aufnahmen machen. Doch macht der Stellungsbefehl da einen Strich durch die Rechnung. Der durchgeknallte Jerome und einige andere aus der Bande schaffen es, die Psycho-Nummer durchzuziehen, und untauglich eingestuft werden, Philippe allerdings nicht.
Er wird in Berlin stationiert, wo er nicht nur Gelegenheit bekommt, den musikalischen Puls der Stadt zu fühlen, sondern auch durch Zufall in die Radio-Abteilung kommt, wo sich bald sein Talent als Audio-Künstler zeigt. Es wird sein Medium, um der in Frankreich gebliebenen Marianne seine Liebe zu gestehen, die eigentlich mit seinem Bruder Jerome zusammen ist. Doch bei einem Besuch zu Hause muss er feststellen, dass die Welt dort ordentlich aus den Fugen geraten ist.
„Die Magnetischen“ ist ein Stimmungsbild einer Ära, in der der Punk das Licht der Welt erblickte, und düsterer New Wave à la Joy Division seine Blütezeit erlebte. Eine Zeit euphorischer Aubruchsstimmung auf der einen Seite, aber auch hoffnungsloser Desillusionierung auf der anderen Seite. Und eine Zeit, in der der Musikgeschmack sehr viel über eine Person aussagte, wie Regisseur Vincent Mael Cardona vorab konstatierte. Eine Aussage, die wohl auch auf die heutige Zeit zutrifft, und erklärt, warum Cardonas Film sich anfühlt, als wäre er selbst ein Kind dieser Zeit, obwohl er erst 1980 geboren worden ist.
Seine liebevolle Inszenierung des analogen Audio-Equipments, bei dem Kassetten eine Hauptrolle spielen, nimmt einen auf eine nostalgische Zeitreise mit, die sein Ensemble kongenial unterstützt. Bei den Filmfestspielen in Cannes letztes Jahr ward der Film in der Schiene "Quinzaine des Realisateurs" eine der Entdeckungen.
Die Magnetischen. Ab 7.10. im Kino. Johannes Rhomberg