Leo stellt sich als geduldiger und einfühlsamer Sexarbeiter heraus, der seine Arbeit gerne macht. Eine Tatsache, mit der Nancy nicht gut kann. Viel lieber würde sie ihre Vorurteile bestätigt sehen, dass er nur durch Zwang oder ein niedriges Selbstwertgefühl in diese Welt "abgerutscht" ist.
Doch nachdem der charmante Leo sie überzeugend beruhigt, fühlt sich das Ganze für sie dann immer besser an. Und beim zweiten Treffen weiß Nancy schon deutlich besser, was sie will. Aber ganz so einfach ist das mit dem Sex und den Gefühlen dann doch nicht. Denn obwohl Nancy Sex und Liebe gut trennen kann, möchte sie zumindest mehr über Leo erfahren. Damit kann dieser wiederum gar nicht umgehen.
Drehbuchautorin Katy Brand hat für das Skript zu „Meine Stunden mit Leo“ ausführliche Interviews mit Sexarbeitern geführt. Das Resultat sind nicht nur wunderbar komische Dialoge, sondern auch ein differenzierter Blick auf eine Welt, die nach wie vor oft einen Unterwelt-Beigeschmack hat. Auch für Hauptdarsteller Daryl McCormack waren sie ein wertvolles Mittel zum Rollenstudium.
Für Emma Thompson, die Nancy mit herrlich subtilem Humor und viel Mut spielt, ist der Film auch ein Beitrag zu einer überfälligen Debatte über das Lust-Empfinden, die eine Reduktion sexueller Gewalt bringen würde. „Meine Stunden mit Leo“ feierte im Januar seine Premiere beim renommierten Sundance Festival. Der Film ist ein kammerspielartiges Boulevardstück auf hohem Niveau, das ein kontroverses Thema sensibel und vielschichtig behandelt und nicht zuletzt von seinem fantastischen Cast lebt.
Meine Stunden mit Leo. Ab 2.9. im Kino. Johannes Rhomberg