Großvater Rogelio will nicht glauben, dass das über Generationen gepflegte Abkommen zwischen den Besitzern und seiner Familie plötzlich einfach ungültig sein soll. Und versucht mit Geschenkkörben aus den Früchten der Erde die Erinnerung daran wachzurufen. Sein Sohn Quimet verdrängt das drohende Ende der Plantage und konzentriert sich voll auf die Ernte. Ihm zur Seite steht die Großfamilie mit den Kindern, die das Leben auf dem Land trotz der Arbeit genießen.
Bruder Cisco dagegen liebäugelt mit dem Angebot des neuen Besitzers, die Wartung der Solarpanels zu übernehmen, zumal der Verdienst höher ist, als mit den zusehends unter Preisdruck stehenden Pfirsichen. Für den stolzen Landwirt Quimet kommt das Hochverrat gleich.
Regisseurin Carla Simón stammt selbst aus einer Familie katalonischer Landwirte. Auch wenn die Story ansonsten fiktiv ist, kennt sie das Milieu also von der Pike auf. Genauso wie ihre Darsteller, die ausschließlich aus Laien bestehen, die Simón in einem aufwendigen Prozess gecastet hat. Mit ihrem Film legt Simón einen Finger in eine große Wunde. Denn immer weniger Bauern -nicht nur in Spanien- können von ihrer Arbeit leben und geben ihre Höfe auf. Als Folge konzentriert sich immer mehr Boden in immer weniger Händen. Ein Problem, das auch aus anderen Güterbereichen bekannt ist.
Simóns Film ist aber nicht in erster Linie politisch. "Alcarràs" ist vor allem ein stimmiges Generationenportrait, das trotz der unspektakulären Story Line fesselt und nebenbei einen tiefen Einblick in die katalonische Kultur bietet. Bei der Berlinale konnte Carla Simón den Goldenen Bären für den besten Film mit nach Hause nehmen.
Alcarràs. Ab 26.8. im Kino. Johannes Rhomberg