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Screening Room - France

france

Regie: Bruno Dumont

Die junge Journalistin France de Meurs ist eine Gewinnerin. Fantastisches Aussehen, fantastische Karriere, das perfekte Leben. Doch hinter der Fassade gähnt ein tiefes Loch, aus dem nur eines hilft: Gucci oder eine lebensgefährliche Kriegsreportage – und zwischendurch ein Aufenthalt in einer Nervenklinik.

France ist die bekannteste Journalistin Frankreichs. Kein Wunder, denn das ist auch ihr eigentliches Kapital. Denn ihre Reportagen sind eigentlich fürchterlich oberflächlich, und dienen ihr lediglich als Vehikel der Selbstvermarktung. Auf die Inszenierung versteht sie sich dafür ausgezeichnet. Heraus kommt stets ein äußerst empathischer Beitrag über Menschen, die sie zuvor erstaunlich empathielos dirigiert hat.

Doch so sehr das Leben von France auf Spur zu sein scheint: zwischen Luxuswohnung, Wohlfühl-Shoppen und Mäzenen-Dinner schleicht sich ein Gefühl des Unbehagens ein. Ein harmloser Unfall, den sie verursacht, bringt sie völlig aus dem Gleichgewicht. Sie beginnt, sich mit übertriebener Fürsorge um die Familie des leicht am Knie verletzten Opfers zu kümmern. Damit kann ihr Mann nur schlecht umgehen. France’s Entfremdung mit ihrem Leben geht so weit, dass sie ihren Job hinschmeißt, und sich eine Auszeit in einem Sanatorium nimmt. Doch nach der Krise kommt die neue France nur umso stärker zurück.  

„France“ war der bissigste und satirischste Beitrag der Filmfestspiele in Cannes letztes Jahr. Regisseur Bruno Dumont zeigt eine Gesellschaft, die sich narzisstisch und larmoyant um sich selbst dreht, und gar nicht bemerkt, wie ihr der Carrara-Marmor-Boden langsam unter den Füßen weggezogen wird. Dass seine Protagonistin auch noch Journalistin ist, verstärkt die Aussage des Films und ist zugleich auch sehr zeitgemäß. Denn gerade dieser Beruf, der eigentlich die vierte Macht im Staat verkörpern sollte, hat durch Skandale wie den Fall Relotius in Deutschland oder den Fall Calimachi in den USA offenbart, was für Auswirkungen dieser Narzissmus zeitigen kann.

Die großartige Lea Seydoux ist dabei die ideale Besetzung für France. Denn so bequem es wäre, sich von dieser Figur zu distanzieren, schafft sie es doch, ihr eine Aura von trauriger Melancholie zu verleihen, die den Zuschauer abholt. Regisseur Dumont dagegen holt einen durch bewusst gesetzte Irritationen immer wieder heraus, und erinnert so daran: die Realität liegt im Auge des Betrachters.  

France. Ab 1.7. im Kino.                                                      Johannes Rhomberg

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