Die gescheiterte Studentin Émilie weiß nicht so recht, wohin mit sich. Der Job im Callcenter ist ihr wurscht, das Einzige was ihr so richtig Spaß macht ist Sex. Als Camille bei ihr einzieht, ist rasch eine Schnittmenge gefunden. Doch als sich Gefühle zu entwickeln beginnen, ist Camille der erste, der einen Rückzieher macht. Das einzige, was er ernst nimmt, ist sein Beruf als Lehrer. Bis er für sich erkennt, dass das der sichere Weg in die Frustration ist.
Als er darum einen Job in einer Immobilienfirma annimmt, lernt er Nora kennen. Die Anfang Dreißigjährige ist eigentlich nach Paris gekommen, um das Studium nachzuholen, das ihr aufgrund ihres frühen Berufseinstiegs verwehrt geblieben ist. Doch als sie mit einer Porno-Darstellerin verwechselt wird, hält sie die Beschämung nicht aus, und beginnt wieder dort, wo sie sich sicher fühlt: im Immobiliengeschäft. Gleichzeitig will sie unbedingt die Frau kennenlernen, mit der sie verwechselt wurde. Der Beginn einer unwahrscheinlichen Liaison.
Regisseur Jaques Audiard erzählt in „Wo in Paris die Sonne aufgeht“ eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte über Menschen von heute, die mit ihren Verletzungen, Beziehungs- und Zukunfstängsten konfrontiert werden. Audiard schickt seine Figuren durch ein Wechselbad der Gefühle. Wer gerade noch der Starke in der Beziehung ist, ist im nächsten Moment schon der Unterlegene. Immer mit der Möglichkeit auf ein Gleichgewicht, um am Ende bei sich selbst anzukommen.
Sein flüssiges Erzählen, der stimmig eingesetzte Soundtrack und das tolle Ensemble machen den Film zu einem seiner stärksten und haben ihm letztes Jahr eine Einladung zum Filmfestival in Cannes beschert.
Wo in Paris die Sonne aufgeht. Ab 22.4. im Kino. Johannes Rhomberg