Laura hat in Moskau ihre Freundin Irina zurückgelassen. Sie ist der eigentliche Grund, warum sie sich auf die lange Reise zu den in Murmansk gelegenen Petroglyphen, also Felsmalereien, aufgemacht hat. Denn die Archäologin und ihre Clique haben auf Laura mit ihrem Stehsatz „Um die Gegenwart zu verstehen, muss man die Vergangenheit verstehen“ großen Eindruck gemacht. Doch je weiter sie der schäbige Zug gen Norden führt, desto mehr kommen ihr Zweifel an der Reise.
Ljoha dagegen weiß genau, warum er nach Murmansk fährt. Um in einem Bergwerk zu arbeiten. Bis es soweit ist, will sich der ungehobelte, aber herzliche Russe noch so gut es geht, amüsieren. Und nach und nach lässt sich Laura von seiner naiven Lebensfreude anstecken.
„Abteil Nr. 6“ ist der Überraschungssieger des Filmfestivals in Cannes im letzten Jahr, bei dem der Film den Großen Preis der Jury gewann. Der ruhige, ganz auf die Beziehung seiner Protagonisten fokussierte Film ist so etwas wie die finnische Version von „Before Sunrise“, mit einem Schuss Dostojewski und einer großen Prise Aki Kaurismäki.
Für den finnischen Regisseur Juo Kuosmanen ist es der erst zweite Langfilm seiner Karriere. Bei den Dreharbeiten hatte er vor allem mit den beengten Platzverhältnissen in dem Zugabteil zu kämpfen, wie er dem Magazin Scandinavian Film verraten hat. Sein Film ist großes Schauspielerkino, das ganz von der Chemie seiner beiden Hauptdarsteller Seidi Haarla und Juri Borissow lebt. Große Empfehlung.
Abteil Nr. 6. Ab 1.4. im Kino. Johannes Rhomberg