Anfangen muss Bella ganz unten. Die Behausung, die sie sich mit den anderen Frauen aus der Agentur teilt, ist wenig glamourös, dafür ist der Zusammenhalt zwischen ihnen gut. Die Arbeit entpuppt sich als triste Fließband-Maschinerie, die vor allem routinierte Abläufe kennt.
Bella hat aber ihr Ziel klar vor Augen: sie will ein „Spiegler-Girl“ werden. Denn der Agent Mark Spiegler garantiert ein Leben im Porno-Star-Olymp. Dafür ist es aber nötig sämtliche Praktiken mitzumachen, die der Industrie geläufig sind. Das wird schließlich sogar Bella erstmal zu krass. Aber ans Aufgeben denkt sie keineswegs…
Die schwedische Regisseurin Ninja Thyberg war bereits als Anti-Porno-Aktivistin aktiv, bevor sie 2013 den Kurzfilm „Pleasure“ gedreht hat, der es damals nach Cannes geschafft hatte. Aus diesem Projekt ist nun der gleichnamige Langfilm entstanden, und damit vertieft sie eindrucksvoll ihr Vorhaben, der Porno-Industrie den Spiegel vorzuhalten und den männlich dominierten Blick umzudrehen.
Die trostlose Authentizität, die der Film zeigt, kommt nicht zuletzt dadurch zustande, dass die meisten Rollen von tatsächlichen Porno-Akteuren gespielt werden. Lediglich Hauptdarstellerin Sofia Kappel gibt hier ihr Debüt als Film-Schauspielerin. Das hinterlässt zwar einen etwas ambivalenten Beigeschmack, weil die Porn Starlets in gewisser Weise etwas vorgeführt werden. Gleichzeitig entsteht ein wohl der Wahrheit recht nahe kommendes Bild einer derart zynischen, geistlosen Branche, dass man den Film bei Bedarf auch durchaus empfehlen kann, falls man sich fürs neue Jahr vorgenommen haben sollte, sich Pornographie abzugewöhnen.
Pleasure. Ab 14.1. im Kino. Johannes Rhomberg