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Screening Room - Billie

Billie

Regie: James Erskine

Sie hat den Vocal Jazz geprägt wie wenige andere Sängerinnen des 20. Jahrhunderts: Billie Holiday. Die Tragik ihrer Lebensgeschichte ist jedoch definitiv unerreicht. Die neue Doku „Billie“ stellt die Performance ihres prägendsten Songs ins Zentrum, in dem Holiday ihre private Tragödie zu der Geschichte der Schwarzen in den USA transzendiert: Strange Fruit. 

Der Regisseur James Erskine ist vor einigen Jahren auf das Audio-Material der Journalistin Linda Kuehl gestoßen, die bereits in den 1970-er Jahren an einer Biographie über Billie Holiday gearbeitet hatte. Die konnte sie aber wegen ihres eigenen tragischen Todes nie vollenden, und so verschwand das Material in der Schublade, bis Erskine es daraus hervorgeholt hat. Sein Versuch, die Biographie von Kuehl mit der von Holiday zu verweben, ehrt ihn zwar, gelingt jedoch nicht wirklich.  

Trotzdem bietet seine Doku einen faszinierenden, wie erschreckenden Blick auf das Leben einer der größten Jazz-Sängerinnen der Geschichte. Denn das Audio-Material von Kuehl besteht nicht nur aus Interviews mit ehemaligen musikalischen Weggefährten von Holiday, sondern auch mit privaten. Und zeigt, wie sehr die traumatischen Erfahrungen als Prostituierte bereits in ihrer frühesten Jugend ihr keine Chance auf privates Glück gelassen haben.

Die Doku belegt mit vielen Live-Aufnahmen aber auch Holidays unfassbar charismatische Bühnenpräsenz, die eine Qualität offenbart, die sie von stimmlich elaborierteren Kolleginnen wie Ella Fitzgerald unterscheidet. Ihr Entdecker John Hammond drückt es so aus: „Wenn Ella davon singt, wie ihr Geliebter die Koffer packt, könnte er auch gerade in der Küche etwas holen. Wenn Billie singt, sieht man ihn mit dem Koffer die Straße hinunter gehen.“ 

Diese Qualität kulminiert in dem Song „Strange Fruit“, den sie 1939 zum ersten Mal im Society Club in New York aufführt. Die drastische Kritik an der Lynch-Justiz im Süden der USA wird lange bevor Sam Cooke oder Aretha Franklin die Bühne betreten, zu einer Hymne schwarzen Widerstands gegen den institutionellen Rassismus dieser Zeit. Dass Holiday sich weigert, den Song aus ihrem Programm zu streichen, macht sie zur Zielscheibe der Behörden, die schließlich gemeinsam mit ihrer Drogensucht mit ihren viel zu frühen Tod mit nur 44 Jahren zu verantworten haben.  

James Erskine setzt Billie Holiday ein weiteres filmische Denkmal, das auch durch die aufwändig restaurierten und kolorierten Live-Aufnahmen ein faszinierendes Portrait der Sängerin geworden ist.  

Billie. Ab 12.11. im Kino.                                                          Johannes Rhomberg 

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