Paragraf 175 des deutschen Strafrechts, der formal bis 1994 bestand, stellte Homosexualität unter Strafe. Aber Hans lässt sich seine Suche nach Glück nicht verbieten und landet dafür immer wieder im Knast, wo er sich mit einem unmenschlichen Strafvollzug konfrontiert sieht. Einzelhaft in der dunklen Zelle ohne Toilette ist an der Tagesordnung, Schläge sowieso.
Als er mit dem Mörder Viktor in eine Zelle kommt, ist der zunächst gar nicht begeistert. Doch mit der Zeit wird aus Verständnis Freundschaft. Gemeinsam rebellieren sie gegen die Unmenschlichkeit des Strafvollzugs und versuchen, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Was aus heutiger Perspektive undenkbar scheint, hallte in der Jugend von Regisseur Sebastian Meise noch nach. Er erlebte eine Gesellschaft, die Homosexualität noch als Krankheit wahrgenommen hat. Für die Recherche für seinen Film „Große Freiheit“ hat er Zeitzeugen in Wien und Berlin interviewt, und ist dabei auf bleibende Wunden gestoßen.
In den Hauptrollen brillieren Georg Friedrich und Franz Rogowski, den Meise bereits beim Schreiben des Drehbuchs im Kopf hatte. Das beklemmende Werk über die Liebe in einer repressiven Gesellschaft gewann beim Filmfestival Cannes in der Schiene Un Certain Regard den Jurypreis.
Große Freiheit. Ab 19.11. im Kino. Johannes Rhomberg