Am 16. September wird die Shortlist veröffentlicht, aber schon jetzt ist "Verlorene Sterne" (Hanser Berlin) Pflichtlektüre für Literaturfans. Das Setting ist ähnlich wie auch schon in Oranges Debüt. Er spannt seinen Erzählbogen über 150 Jahre indigene Geschichte in den Vereinigten Staaten, greift die Geschichte von Genozid und Trauma auf, von Gefängnissen und Internaten, die am Ende nichts anderes als grausame Umerziehungsanstalten sind. Der Schriftsteller selbst ist Native American, seine Familie väterlicherseits ist mit den Stämmen der Cheyenne und der Arapaho assoziiert und er kommt aus dem kalifornischen Oakland, wo ein großer Teil seines Romans auch spielt.
Tommy Orange ist zurückgezogen, gibt nur ungern Interviews – auch Buchkultur nicht. Dem GUARDIAN verrät er die Motivation für seinen Text: "Ich wollte dem Thema Komplexität verleihen und den Lesenden ein Verständnis dafür vermitteln, warum Menschen süchtig werden können. Es gibt zum Beispiel das Vorurteil über Native Americans, sie hätten einfach eine Schwäche für Alkohol. Es ist praktisch für die Leute, das zu glauben, weil sie sich dann nicht damit auseinandersetzen müssen, warum jemand zu etwas greift, um den Schmerz zu lindern oder um das zu bewältigen, was er zu verbergen versucht oder worüber er nicht nachdenken will." Für die Titelstory der neuen BUCHKULTUR hat sich Teresa Preis auf die Suche nach den "Verlorenen Sternen" gemacht.
Tommy Orange
Verlorene Sterne
Ü: Hannes Meyer
Hanser Berlin, 304 S.