Komponist, Pianist, Gitarrist, Sänger – Jobim verband Jazz und brasilianische Rhythmik so elegant, dass viele seinem Stil nacheiferten. Sein Sound ist zeitlos, und genau das steht heute im Mittelpunkt. Zahlreiche Produzenten haben seine Musik als Inspiration genommen und in neue Formen gegossen. Zum Einstieg geht es nach Wien, zum Aushängeschild für relaxte Grooves: Kruder & Dorfmeister. Mit einem Track aus ihrem Album von 1995, ergänzt um lange vergessene Demos, die 2020 wieder ans Licht kamen. Der Titel: „Swallowed The Moon“ – ein sanfter Auftakt für eine Reise durch Jobims musikalisches Erbe.
Eine kurze E-Piano-Passage für die Ewigkeit: entdeckt von Kruder & Dorfmeister gleich zu Beginn ihres Tracks „Andorinha“. Das Original findet sich auf Stone Flower, dem sechsten Studioalbum von Antônio Carlos Jobim – für viele eines seiner spannendsten Werke, weil der Meister hier neue musikalische Wege einschlug. Aufgenommen wurde das Album in den legendären Studios von Rudy Van Gelder und produziert von Creed Taylor – beides Schwergewichte der internationalen Musikszene. 1970 erschien Stone Flower schließlich auf CTI Records, dem Label von Creed Taylor, und gilt bis heute als Meilenstein des Bossa Nova mit jazzigen Einflüssen.
Eines der ruhigen und dennoch mitreißenden Stücke auf Stone Flower markiert den Ausgangspunkt. Für das nächste Sample geht es drei Jahre zurück – ins Jahr 1967. Das Album: Wave. Von vielen als das beste Werk von Antônio Carlos Jobim bezeichnet, ist es bis heute ein Klassiker. Ob es tatsächlich das beste ist, darüber lässt sich streiten – unbestritten ist jedoch seine musikalische Brillanz. Auf Wave findet sich der Song „Lamento“, erneut produziert von Creed Taylor. Erschienen ist das Album auf A&M Records, dem Label von Jerry Moss und Herb Alpert, das in den 1960er- und 70er-Jahren zahlreiche Meilensteine der Pop- und Jazzgeschichte hervorbrachte.
Vier Takte – mehr brauchte einer der wichtigsten japanischen Produzenten nicht, um einen der großen Clubtunes der 1990er zu erschaffen. Towa Tei war zuvor mit der Band Deee-Lite in den Charts vertreten, lieferte solo jedoch für viele seine spannendsten Tracks. 1994 erschien sein Debütalbum Future Listening!, auf dem sich auch dieser Song findet. In diesem Fall transportierte Towa Tei die brasilianische Stimmung von Antônio Carlos Jobim weiter – und fand mit Bebel Gilberto, der Tochter der brasilianischen Musiklegende João Gilberto, die perfekte Stimme für das Projekt. Der Kreis schloss sich, und dank dieses Stücks wurde Bossa Nova in Japan während der 1990er-Jahre zum großen Hype.
Dies war nur ein kleiner Auszug – just a pinch of the meal. Die ganze musikalische Reise lässt sich natürlich am besten erleben, wenn man direkt in den Beitrag reinhört. In zwei Wochen folgt die nächste Ausgabe - dann wird es japanisch mit einem Special zu DJ Krush.