Danach wurde es stiller. Allerdings nicht, weil die Karriere durch war, sondern weil der Körper die Reißleine zog: schwere Stimmband-OP während der Lockdowns, monatelange Funkstille, sie musste buchstäblich wieder sprechen und singen lernen. Parallel dazu die Trennung vom Major-Label, künstlerische Differenzen, ein komplett fertiges Album wieder eingestampft, die eigenen Master zurückgeholt. Erst mit neuem Umfeld und Independent-Partner PIAS (Play It Again Sam), entstand Everything, in Time. Zehn Jahre nach dem Debüt und deutlich näher an dem, wer Ella wirklich sein will.
Musikalisch verabschiedet sie sich ein gutes Stück vom Uptempo-EDM der frühen Features. Das neue Material atmet Soul, warmen R&B, ein bisschen Retro-Funk und viel organische Band-Vibes. Statt Dauer-Drops gibt es tiefe Grooves, Raum, Dynamik. Eyres markante, leicht angeraute Stimme steht klar im Mittelpunkt, hörbar gezeichnet von den letzten Jahren, aber vielleicht gerade deshalb mit noch mehr Charakter. Die Texte kreisen um Trennungen, Neuanfänge, Selbstwert, das Chaos der Mittzwanziger und dieses Gefühl, dass manche Dinge eben Zeit brauchen, bis sie sich fügen.
Everything, in time ist ein erwachsenes, sehr persönliches Pop-Soul-Album…das völlig zu Recht unser Album der Woche ist.
Anspieltipps der Musikredaktion:
- Little Things
- Red Flags & Love Hearts
- High On The Internet (feat. Jay Prince)

