CLUB KULTUR | Folge #027 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
"Damals wurde einfach nicht rasiert..."
Wien, 15. April 2021
KEIN APRILSCHERZ
aber ein kurzer Aprilschmerz war am 1.4. die im Internet verbreitete Nachricht, dass es im Wiener FLEX gebrannt hatte. Am Ende nichts Schlimmes, ein durchgeschmortes Kabel hatte Rauch aufsteigen lassen, doch regte es mich zum Nachdenken und Schwelgen in Erinnerungen an. Es gab schon bessere Zeiten für den einstigen Vorzeigeclub in Sachen Sound und Licht. Mittlerweile nagt ein wenig der Zahn der Zeit am einstmals bekanntesten und beliebtesten Club Österreichs. 2020, im ersten Coronajahr machte das FELX noch mit kleinen DJ-Events auf der Terrasse auf sich aufmerksam, im Herbst gar mit einer Umwandlung zu einem Musik-Pub. Spannend, wo die Reise noch hinführt - ein Relaunch - ich wiederhole mich da gerne - täte dem Laden aber auf jeden Fall gut.
SONNENTANZ
war das bisher noch keiner im April. Wien liegt noch bis Anfang Mai im Lockdown, danach werden wohl vorerst nur die Schanigärten öffnen, wenn überhaupt. Langsam legt sich eine bleierne Schwere über die Menschen, die nichts mehr herbeisehnen als ein bisschen Normalität. Illegale Parties gab es bisher gottlob nur wenige. Ein paar Kids feiern hier und da in angemieteten Wohnung und flüchten dann übers Dach. Klug ist etwas anderes, aber manchen ist ein Abenteuer in diesen trocken-düsteren Zeiten offenbar die Strafe wert. Wenn es dann aber ernst wird mit dem Frühling, wird man endlich jene Konzepte brauchen, die alle seit Monaten fordern, denn eine Kultur noch eine Saison lang im Koma wird nicht zu schaffen sein - bei aller Disziplin, die jetzt noch kurz gefordert ist.
I`M A DISCO DANCER
So hieß der größte Dancefloorhit, der jemals aus Österreich kam - glaubt man FM4 und seinen Votern. Produziert hat ihn Christopher Just in seiner Hochphase in den Spätneunzigern auf Gigolo Records, dem Label von Dj Hell. Davor war er mit Partner Peter Votava aka Pure der Vertreter des Dada Techno aka Happy Hardcore und mit Ilsa Gold weltberühmt. Hier wurde gnadenlos gefladert, gesampled und Blödsinn gemacht, es war lustig, superhart & schnell und subversiv zugleich. Karel Gott, Peter Cornelius und andere durften herhalten, wenn es darum ging, der kitschigen Rave-Religion und der aufkommenden Drogenverherrlichung einen Spiegel vorzuhalten.
„A GSICHT WIA DA BEIDEL VON AN OIDEN MAUN RECORDS“
Amüsiert hat das nicht alle, Sven Väth war über seine von Ilsa Gold via Plattencover gesetzte Verulkung mit Penismütze nicht so glücklich hört man, aber darüber ist längst Gras und viel Geld gewachsen. Mittlerweile schreibt Just Bücher - und das sehr erfolgreich. Vom Moddedektiv, über Catania Airport Club hin zum „Corona“ Buch Der Moddedektiv besiegt Corona hat er sich kontinuierlich seine Fanbase erarbeitet, auch dank der augenzwinkernden Sprache und der bekannten Porno Anlehnungen. Sex spielt immer eine Rolle, ob es Provokation ist, oder Wunschdenken hab ich mit ihm besprochen, genau so wie die musikalische Laufbahn noch einmal im Schnelldurchlauf durchgerast. Da war ja was: Punk Anderson, Petra, Gerhard, Acid Joseph und viele Kollaborationen und Arbeiten als Produzent für Chicks on Speed oder Bunny Lake, mit seinem Bruder Raphael, Mel Merio und nicht zuletzt die lustigen Facebookduelle mit Clemens Haipl. Streiche konnte der Mann spielen,und er genoß es. Alles weitere hört Ihr im Podcast.
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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 29. April 2021.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
CHRISTOPHER JUST
Christopher Just, DJ, Produzent, Autor
https://www.facebook.com/christopher.just1/