Club Kultur | Folge #012 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
"CORONANBEDINGT VERSCHOBEN - EIN LIVEACT OHNE PUBLIKUM"
Wien, 10. September 2020
AMPELFRAGEN
Es gibt sie nun also, die Coronaampel, allerdings nicht ohne politisches Hickhack. In Wien hat sie auf jeden Fall sofort auf gelb geschalten, nun droht sogar orange. Für uns Nachteulen bedeutet es freilich nichts Gutes, denn laut den bisher vorliegenden Informationen dürfen indoor Veranstaltungen dann nur mehr in sehr reduziertem Rahmen stattfinden - oder gar nicht?
Sperrstundenwirrwarr
Genau hier taten sich ja gerade in letzter Zeit einige Schlupflöcher auf, denn Feiern im „privaten“ Rahmen war vielerorts bis 4 oder noch länger möglich. Was genau privat heisst wurde recht eifrig gedehnt, denn eigentlich sollte man ja für private Events keinen Eintritt erheben dürfen, sehr wohl darf man aber einen Unkostenbeitrag verlangen. Und so wurden in verschiedenen Locations an den letzten Wochenenden Privatevents unter strengen Sicherheitsmaßnahmen abgehalten - versteht sich. Beondere Clusterbildungen blieben bisher (noch) aus.
Sauber bleiben
Nachdem ich nun selbst zwei Events hosten durfte, muss ich durchaus positiv feststellen, dass das Publikum recht diszipliniert ist. Man geht ja quasi „vorbereitet“ aus und ich gewann den Eindruck, die Leute gehen zum Tanzen und Socializen aus und weniger, um vor dem WC Schlange zu stehen. Die Sehnsucht nach Freiheit auch im Club ist jedenfalls grenzenlos, nur das Virus will noch einmal Urlaub in Europa machen.
Das Magistrat unser Feind und Schließer
Nicht viel zugelassen wird jedenfalls draußen im Freien. Erneut sendet das Magistrat seine Eingreiftruppen aus, um die letzten Oasen des Clublebens einzuschränken. So bekam das „Himmel und Wasser“ ebenso Besuch von den Beamten wie auch die FLEX- Terrasse oder das Donaukanaltreiben. Anlagen werden schlicht abgedreht,wenn nicht alles auf Punkt und Beistrich genehmigt war, Dj-Musik teilweise sogar gänzlich verboten. Den Anwohnern ist es ständig zu laut,und wo ein Anrainer, da kein Sound - ohne es weiter zu hinterfragen, ob hier vielleicht auch persönliche Motive dahinter stehen könnten. Lediglich an der Peripherie, etwa beim USUS am Wasser, am Vienna City Beach Club oder bei Hundert Tage Sommer geht noch ein bisschen was.
Donaukanaltreiben, welches Donaukanaltreiben?
Hier leistete sich die Stadt in Wahlkampfzeiten eine richtige Posse. Der von der Stadt unterstützte Trägerverein des Kanal Festivals hatte die Veranstaltung ja coronabedingt von Mai auf September verschoben, doch nun hieß es seitens der Behörde: Nein zu außertourlichen Outdoorevents kontrollierten alle Locations mit noch grösserer Strenge. Der Tel Aviv Beach etwa durfte nicht lauter spielen als 65 Dezibel was natürlich ein schlechter Witz ist und die ständigen Schikanen der Nachbarn grenzen schon an Bösartigkeit. In jedem Fall hat jede Anrainer Befindlichkeit definitiv Vorrang gegenüber jeder Outdoor Beschallung - es ist Wahljahr und besonders offen gegenüber Sound im Freien war die Stadtregierung nie. Das Donaukanaltreiben verkam so zu einer Silent Disco, ein trauriger Schlusspunkt unter den Sommer 2020.
Demonstrationsunrecht
Noch trauriger war jene Demonstration, wenn man die Zusammenrottung vom homophoben Schwachköpfen überhaupt als solche bezeichnen kann am Karlsplatz letzten Samstag. Was man da zu hören bekam, tat nicht nur im Kopf sondern in der Seele weh. Am Ende wurde noch eine Regenbogenfahne (mit Herz in der Mitte) abgefackelt und mitten unter den Krakehlern befand sich der ehemalige Szene Dj Kid Paris aka Manuel Mittas,der ebenfalls kantige Reden schwang. Uns tat es in der Seele weh, einen ehemaligen Meierei Kollegen in solcher Rage zu sehen Spannend allerdings auch, dass viele LGBTQ Vertreter bei der Gegendemo für Toleranz und gegen Hass fernblieben, weil sich auch diverse Parteienvertreter angekündigt hatten, vor allem von politischen Bewegungen, die noch vor Jahren sämtliche Gleichberechtigungsanträge niedergestimmt hatten. Ein gutes Thema für einen weiteren Podcast.
Zwei Studios, ein Strang- Austrian Apparel
Auch nicht gerade einfach war das Jahr für meine beiden Studiogäste Austrian Apparel: Dominik Traun und Sebastian Wasner bilden seit 2012 das energetische Duo, das sich kontinuierlich nach oben hantelt. Fans gibt es schon genug, aber ohne Auftritte fehlt natürlich die Basis und der Lohn des Schaffens. Doch die beiden lassen sich nicht unterkriegen, sie bringen sogar jetzt ein neues Album (AA+) auf dem eigenen Label- ebenfalls AA+ Records auf den Markt. Am Freitag sind sie ua bei Horst am See live zu bewundern (gemeinsam mit Dj Karotte und Crazy Sonic)
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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen, am 24. September.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
Austrian Apparel
Austrian Apparel, Label Betreiber, Duo, Live-Act
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