CLUB KULTUR | Folge #122 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
„Das Leben ist kein Schnuckiputzi!"
Wien, 28. November 2024
EINE ZEIT DER EXTREME
Es ist wieder diese hektische Vorweihnachtszeit: hier ein Weihnachtsmarkt, dort ein Partypunsch. Zwischendrin versuchen schlaue Veranstalter noch schnell, das Weihnachtsgeld der Leute mitzunehmen – und so reiht sich jetzt eine Party an die nächste.Was dabei fehlt, ist – ähnlich wie in der Politik – die Mitte.Auf der einen Seite junge Formate mit Kettenhemd und Trance-Vibes, auf der anderen Afrohouse, das langsam dasselbe Schicksal ereilt wie einst Melodic Techno, als Afterlife es für sich entdeckte. Die Tracks werden immer beliebiger und austauschbarer, aber für die "Pulli-über-Hemd"-Fraktion reicht es noch. Dazwischen gibt es unzählige „Wohlfühl“-Formate, die vor allem eines sind: sichere Nummern.
WER GEWINNT?
Ein Blick auf die Bookings im Jolly Roger und im neuen Dam Dam zeigt: Die alte Führung des O Clubs scheint ihre Acts „zurückzuholen“. Sam Paganini, Jan Blomqvist, Stella Bossi – alles bekannte Gesichter. Das Management des O Clubs reagierte prompt und strich alle DJs, die im Jolly Roger auflegen, aus seinem Line-up. Dieses „DJ-Cancelling“ zeigt, wie nervös die Szene ist. Auch im Jolly Roger ist man unsicher, wo die Reise hingehen soll. Zwischen Trance-Gezwitscher, nackten Oberkörpern und Influencer-Techno will man auch seriösere Bookings anbieten. Doch das Wiener Publikum, siehe oben, macht nicht mit. Also bucht man, was funktioniert. Und ehrlich gesagt: Stella Bossi? Entbehrlich. Eine Playlist würde es auch tun.
AUF DUNKELHEIT FOLGT DUNKELHEIT
Die „Vienna After Dark“-Konferenz wurde in den Medien ausgiebig besprochen. Offizielle Quellen lobten die Veranstaltung, doch es gab auch kritische Stimmen. Bemängelt wurde vor allem, dass trotz vieler Diskussionen und Workshops konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Wiener Clubkultur fehlten. Zwar wurden Themen wie Gentrifizierung, Lärmschutz und Drogenpolitik angesprochen, doch es fehlte an umsetzbaren Handlungsempfehlungen. Außerdem wurde kritisiert, dass die Konferenz zwar internationale Expert:innen einlud, aber die spezifischen Herausforderungen der Wiener Szene nicht ausreichend berücksichtigte. Einige Teilnehmer:innen hatten den Eindruck, dass die Veranstaltung eher ein Networking-Event war, ohne nachhaltige Impulse für die Clubkultur in Wien zu setzen.
KEIN SCHISCHI
Der CíCí Club in der Mariahilfer Straße 36 – früher bekannt als „Hidden Club“ – stand kürzlich im Zentrum einer Kontroverse. Die geplante Eröffnung am 31. Oktober 2024 wurde verschoben, nachdem Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) Zweifel an der wirtschaftlichen Zuverlässigkeit der Betreiber äußerte. Zudem verwies er auf frühere Vorwürfe gegen die Dots Group, die den „Hidden Club“ zuvor betrieben hatte. Trotz dieser Hindernisse erhielt der Club schließlich eine Betriebserlaubnis von der Stadt Wien und eröffnete am 9. November 2024. Die Betreiber reagierten scharf und warfen dem Bezirksvorsteher vor, Unternehmensgründungen zu behindern. Diese Ereignisse verdeutlichen die Spannungen zwischen Clubbetreibern und Behörden in Wien, besonders bei Genehmigungsverfahren und wirtschaftlichen Fragen.
Nach der Eröffnung äußerte sich Bezirksvorsteher Markus Reiter erneut besorgt über die Betreiber und betonte, dass schwerwiegende Vorwürfe im Raum stünden. Diese deckten sich mit anonym und vertraulich zugetragenen Berichten. Reiter hob die Bedeutung von Fair Pay, Awareness und einem Mehrwert für die Nachbarschaft hervor. Themen wie Nachtlärm und die Belastung der Anrainer:innen seien für den Bezirk von großer Wichtigkeit und müssten mit großer Sorgfalt behandelt werden.
CHRIS EDY
Chris Edy war schon mehrfach im Podcast zu Gast, meistens im Zusammenhang mit der Pratersauna. Diese hat er nun verlassen, um sich nach einigen weniger schmeichelhaften Medienberichten neu zu orientieren.Jetzt leitet er die Geschicke des CíCí Clubs, und sein Einstand hatte es in sich. Mehr dazu hört ihr, wenn ihr reinhört.
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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 12. Dezember 2024.
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