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„Die Zeit bei den Sängerknaben war extrem wichtig"

#072 | feat. Phill Kullnig

Rudi Wrany im Gespräch mit Phill Kullnig über seine vielen musikalischen Projekte und den Onlinesender VNR1.

CLUB KULTUR | Folge #072 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST

„Die Zeit bei den Sängerknaben war extrem wichtig"

Wien, 05. Jänner 2023

SILVESTER WAR GESTERN
Im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum ein „Fest“ Tag geht uns derzeit so am Allerwertesten vorbei wie der zur Pseudolustigkeit verkommene Jahreswechsel. „Nur Amateure unterwegs“ hätte Harald Juhnke selig dazu bemerkt. Die Clubs gehen an dem Tag schon lange kein Risiko mehr ein und gebucht wird, was gerade viele Freunde bringt. Aber wenn man die Hotelpreise im Advent kennt, weiß man, dass ein internationales Booking einfach nichts bringt außer Kopfweh. Daher ziehen es viele vor, das in der Pandemiezeit erlernte Heimfeiern zu zelebrieren. In Wien war es jedenfalls für viele eine „normale“ Partynacht, die nicht einmal allzu lange dauerte.

RASSISMUS IST VORGESTERN
Leider häufen sich zurzeit wieder die Meldungen, dass vor einschlägigen, „sehr bekannten“ Clubs eine offenbar rassistisch motivierte Auslese der Türsteher betrieben wird. So angeblich geschehen vor Wiens bekanntester Disco in der Silvesternacht. Die Wiener Alltagspoeten posteten auf Instagram zuletzt, dass Österreicher mit Migrationshintergrund trotz gekaufter Tickets unter fadenscheinigen Gründen abgewiesen wurden. „Immerhin“ bekamen sie ihr Geld zurück, Party gabs keine. Rassistische Doorpolicy ist ein großer schwarzer Fleck in der Wiener Clubszene, denn am Ende will es niemand gewesen sein, der so eine Order gegeben hat. Einzelfälle, Zufälle, der Gast war betrunken…die Liste der Ausflüchte ist ellenlang. Immerhin postete der Veranstalter eine Replik, in der es hieß, dass die Gäste einzig aus dem Grund abgewiesen wurden, da sie mit dem Randalieren gedroht hatten. Es steht also einmal mehr Aussage gegen Aussage. Eine Lösung scheint schwierig. Die Vienna Club Commission hat sich in ihrer Agenda zum Ziel genommen, dieses Thema genau zu beobachten und die offenbar sehr enge Trennlinie zwischen Hausrecht und Rassismus unter die Lupe zu nehmen. Viele zucken bei diesem Thema die Achseln: „war e schon immer so...“ ja dann…

NEUER CLUB IST MORGEN
In der Krugerstraße entsteht gerade eine neuer Club mittlerer Größe. Szenekenner werden vielleicht schon ab und an vorbeigeschaut haben, als die „Parallel“ dort Parties schmiss, nun wird daraus ein neuer Anlaufpunkt, der sich gerade im Transformations und Namensgebungsprozess befindet. Ein Gegensatz zu den Hochglanzbars und Großraumdiscotheken quasi. Und ein bisschen geheimnisvoll noch dazu…

REBELLION IST BALD
Es naht die erste Großveranstaltung Ende Jänner in der Marxhalle (28.1.) Unter dem bekannten Brand Rebellion tummeln sich Superstars nebst vielen heimischen Acts auf mehreren Floors: I Hate Models wird seine Maske nicht absetzen, Lilly Palmer wird wieder eine schweißtreibende Tanzeinlage hinter dem Dj Pult einlegen und Nina Kraviz wird ebenfalls „erscheinen“. Ihr Name fiel im letzten Jahr einige Male in Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg und ihrer angeblich prorussischen Haltung. Alte Fotos wurden aus dem Netz geholt, die sie mit einer Putin Pappfigur zeigten und als sie dann auf persönliche Aufforderungen, einiger ukrainischen Dj Kolleg:innen, sich vom Angriffskrieg zu distanzieren, mit einer banalen „I pray for peace“ Phrase daherkam, war das Dilemma perfekt. Kraviz wurde im Sommer von einigen Festivals wieder ausgeladen und auch diesmal bekamen einige Wiener Support Djs und die Veranstalter Markierungen und Aufforderungen, an dem Event nicht teilzunehmen bzw. Kraviz auszuladen, da sie sich nie genug vom Krieg distanziert habe. Fairerweise muss man festhalten, dass Kraviz seither immer wieder versucht hat, ihren Wunsch nach Frieden zu postulieren. Freilich scheint die Sicht darauf bei vielen, vor allem Betroffenen, extrem verhärtet, denn einige Veranstalter und Dj Kolleg:innen werfen ihr vor, einfach mit dem Prinzip „Augen zu und durch“ die Sache auszusitzen und sich weiter in der Luxusklasse durch die Welt zu raven.

Andererseits löst eine Cancel Culture nie eine so heikle Frage, das sah man schon zuletzt im Fall Netrebko. Cancel Culture ist ein Produkt großer Empörung, die durch Emotion entsteht und gerade in der Kultur, egal ob Oper, Bildende oder Techno sollte Besonnenheit über die Emotion stehen: Ein Teil von Kraviz´ Familie lebt noch in Russland und man mag ihr den Wunsch nach Frieden und ihre Ablehnung des Krieges per se schon abnehmen, ein Hauch mehr Rückgrat täte ihr aber auch gut. Seit einigen Monaten wurde es um dieses Thema wieder recht ruhig, auch die Medien und Veranstalter dürften sich eines Besseren besonnen und das Boykottgeschrei eingestellt haben. Kraviz ist eine großartige Künstlerin, die nicht zu Unrecht Dj des Jahres 2017 (Mixmag) wurde. Aber großes Unrecht verlangt auch eine klar definierte Position, auch oder gerade wenn es vom eigenen Heimatland ausgeht. Sagen will sie dazu nichts mehr. Wir dürfen aber darüber reden. Ohne irgendwen oder gar das Event zu boykottieren. (Spiegelartikel zu Nina Kraviz)

REDEN WIR ÜBER COOLNICK & HALL
Phill Kullnig ist Kärntner, Ex Sängerknabe, Produzent, Radiomacher und DJ. Gemeinsam mit Jens Timber gründete er das Online Radio VNR1. Bei den Wiener Sängerknaben lernte er Gesang, selber brachte er sich das Produzieren bei. Er gilt als das Gegenstück zum lauten, schrillen Dj der Social Media Blase. Er will quasi nur spielen, seine Musik nämlich. Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört…

Schickt mir eure persönliche Meinung, Anmerkungen, Inputs oder Themenvorschläge an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! schicken.

Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 19. Jänner 2023.

Rudis Kopf

 

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Im Gespräch mit Crazy Sonic:

PHILL KULLNIG

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Phill Kullnig, Dj, Musikproduzent
https://soundcloud.com/phill-kullnig
https://musical-collective.com/
https://www.instagram.com/phill_kullnig/

CLUB KULTUR

MIT CRAZY SONIC

Als fixer Teil der legendären Veranstaltercrew des damaligen Kultclubs "Meierei" beim Wiener Stadtpark konnte sich der gebürtige Kärntner Rudi Wrany alias Crazy Sonic mit der Partyreihe "con:verse" 1999 zum ersten Mal in der Hauptstadt einen Namen machen. In den 2000er Jahren lockte er die Crème de la Crème der nationalen und internationalen Techno-Szene ins Wiener Flex zu seiner wöchentlichen Dienstagsreihe "CRAZY". "Zuckerwatt", "Luft & Liebe", "Nachtschwimmer" oder "5 Uhr Tee“ - Crazy Sonic hat sie alle miterlebt und gestaltet. Es gibt nur wenige bekannte DJs, die er noch nicht an die Turntables der Wiener Clubs geholt hat, kaum einen der noch nicht mit Rudi auf ein Glas Wein gegangen ist.

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen, um die Menschen dahinter kennenzulernen. Von aufstrebenden Talenten bis zu etablierten Größen – sie alle haben ihre Geschichten und ihre Visionen für die Zukunft der Clubkultur.

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