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„2022 - ein Jahr des Umbruchs"

#071 | feat. Gerald vdH

Rudi Wrany im Gespräch mit Gerald Wenschitz aka Gerald vdH über das Jahr der Hochgeschwindigkeit, der Latzhosen und der musikalischen Belanglosigkeiten.

CLUB KULTUR | Folge #071 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST

„2022 - ein Jahr des Umbruchs"

Wien, 22. Dezember 2022

Mit Gerald haben wir schon die letzten Jahre gemeinsam analysiert, 2022 war ja das erste, seit ich den Podcast betreibe, das halbwegs normal über die Bühne lief, doch viele haben es vergessen:

TANZVERBOT
Erst ab März wurde neu eröffnet. Dazwischen wurde in gefühlt jedem Club das neueste und beste Soundsystem eingebaut. So eröffneten Pratersauna (mit Void) oder auch das Loft mit neuem Ton und Esprit. Leider herrschte aber vor allem durch den russischen Überfall auf die Ukraine und die daraus resultierenden Ängste im Frühling 2022 weit weniger Euphorie vor, als noch im Sommer 2021, als man ja schon einmal vermeintlich für die Freiheit öffnete. Die Pandemie blieb, aber wir konnten lernen, damit zu leben. Jeder hatte schon damit zu tun, dennoch haben sich viele „Freunde“ verabschiedet und sich ins Eigenbrötlerdasein zurückgezogen.

DER SOMMER LÄSST VERGESSEN
dass es Inflation und Energiekrise gibt. Ins O werden Woche für Woche teure Superstars gebucht, die Grelle Forelle setzt neue Maßstäbe in Sachen Positionierung und auch die Open Air Locations entlang der Donau, wie das Usus am Wasser, das Himmel und Wasser oder der VCBC nehmen wieder Fahrt auf. Man kann auf Festivals fahren, auf der Pride feiern, reisen wohin man will und das Leben genießen. Die Clubs kommen inzwischen wieder unterschiedlich in die Gänge und nicht alle können mit der sehr schnelllebigen Zeit mithalten, denn musikalisch kommt es zu einer immensen Rückwärtsgewandtheit oder besser gesagt zu einer Neuerfindung von Rave: Techno wird noch härter als er ohnehin schon vor der Pandemie war, dazu gesellt sich eine Art Neo Trance, alte Hits werden neu aufgepitcht und schnell gemacht und auch die Mode begibt sich zurück in die Vergangenheit: Latzhosen werden wieder in, Vokuhilas und hässliche Trainingsanzüge bekommen neuen Fame. Die vorwiegend jungen Leute feiern das enthusiastisch, die Pille feiert ebenso ein Comeback wie Prosecco. Alles wohl ein Produkt der Zeit.

CHIC VERSUS NACKT
könnte also auch der Dresscode für 2022 lauten. Die Sex Positive Bewegung erfindet sich neu und nennt sich nun zumeist „Body Positive“, um dem Publikum mehr Freiraum zu lassen. Auf Schiffen und in Clubs wird mit wenig Stoff am Leib ausgelassen gefeiert, wer möchte, kann sich zurückziehen, denn saver spaces (klingt besser als Darkrooms) gibt es natürlich weiterhin. Wem das alles zu schrill ist, der kann sich natürlich nach wie vor herausputzen und in die Hochglanzclubs gehen, die jedoch ihren Zenit erreicht haben dürften. Klar, der Volksgarten ist und bleibt ein Selbstläufer - und das ohne musikalisch neue Maßstäbe setzen zu müssen, aber tendenziell liebt der Partygänger 2022 Extravagantes, ohne dabei gleich immer ins Frivole abzugleiten.

DIVERSITÄT UND AWARENESS
waren wichtige Codes im Clubleben anno 2022. Es gab viele neue Djs, Crews und Communities, die 2022 aufpoppten und mit viel Geschick an ihrer Karriere bastelten. Podcasts, Instagram und Tik-Tok helfen dabei mit und einige Clubs, wie etwa das Sass schrieben ihren Hosts auch eine Frauenquote vor. Ab und an ging das aber dann auch auf Kosten der Qualität in die Hose. Wir alten, weisen Männer sollten froh sein, das noch erleben zu dürfen, auch wenn es manchmal natürlich etwas plakativ daher kommt. Jahrzehntelang haben männliche Dj Bündnisse und Connections die Szene regiert, jetzt wird vieles eben aufgebrochen und die Karten neu gemischt - die Szene ist definitiv jünger geworden und das führt mich auch zum Punkt...

MIT 55 JAHREN, DA FÄNGT DAS LEBEN AN
eigentlich meinte Udo Jürgens das 66. Lebensjahr, doch für mich geht mit 55 ein Kapitel zu Ende, dann werde ich 30 Jahre auf der DJ Piste gewesen sein, denn 1993 hatte ich meine ersten Gehversuche in diversen angeranzten Clubs wie dem Nachtasyl oder der Pandoras Box getätigt. Keiner wollte damals meinen Hip-Hop hören, aber ich hab es durchgezogen und viele Musikstile und Entwicklungen durchlebt. Vieles durfte ich probieren und kuratieren, einiges war durchaus erfolgreich, anderes nicht so. 2023 wird mein letztes Jahr als Raver, irgendwann sollte man wissen, wann es Zeit ist. Aber bis da hin hab ich noch einiges vor...

DIE CLUBS UND DIE KRISE
es ist kompliziert. In Wien sind die Clubs auch bei steigenden Eintritten immer noch sehr gut besucht. Aber natürlich jubeln nicht alle, und in einigen beliebten Läden ging es ganz schön heiß her: So gab es im Werk die eine oder andere Unstimmigkeit rund um Geschäftsführer Stürzer, mittlerweile dürfte aber alles wieder in ruhigere Gewässer fahren - mehr dazu könnt Ihr auch in den älteren Folgen nachhören. Das Flex hat zwar soundtechnisch ebenfalls gewaltig aufgerüstet (Pro Performance, no, na), doch außer einigen gut gehenden Drum & Bass Formaten will die einstige Perle am Donaukanal nicht mehr in Fahrt kommen. Der eigenwillige Geschäftsführer Tom Eller, der einst weit über 50 Arbeitnehmer beschäftigte, hütet das leicht in die Jahre gekommene Flex wie eine Art Schlossgespenst. Vielleicht retten ihn ja einige junge wilde Crews mit ihrer Unbekümmertheit, denn mit Vernunft ist dort wenig auszurichten. FLUC und LOFT haben sich 2022 mehr in Richtung Elektronik und Clubmusik geöffnet und das teils mit beachtlichem Erfolg.Und auch die kleineren Locations wie Sass, Ponyhof, Kramladen oder Roxy zeigen mit kuratierten Clubabenden auf. Die Pratersauna hatte sich viel vom neuen Umbau erwartet: Die neue Void Anlage, ein neuer Backstage und ein umgebauter Bunker sollten viel Schwung bringen. An einigen Schräubchen muss aber noch gedreht werden, um das Rad in Schwung zu bringen...und dann gibt es ja auch noch die Praterstrasse, die eigentlich zu cool sein wollte, um Promotion zu machen, nun aber ebenfalls mit diverserem Programm wirbt, auch weil man nicht immer nur dieselbe Bubble bedienen kann. Am wenigsten gespürt haben dürften die Krise die Grelle Forelle und das O, starkes internationales Booking hier, undergroundig dort mit großen schillernden Dj Namen.Und am Ende bleibt noch das Drama um die Kantine,worüber hier schon berichtet wurde. Hier dürfte die (kurze) Geschichte wohl geschrieben sein.

ZURÜCK ZUM GROSSRAVE
einiges deutete darauf hin, dass große Events, wie sie Wien einst berühmt gemacht hatten (Gazometer, Biosphere und Co) nun wieder im Kommen sind. Große festivalähnliche Veranstaltungen sind ja in vielen Ländern seit jeher ein großes Thema, in Wien hatten Großraves in der Vergangenheit eher den Ruf einer Testosteronparty mit Bauchstichgefahr. Das hat sich aber grundlegend geändert, wie Rebellion oder KSOT gezeigt haben. Auch das Exil hat mit Verknallt im Dezember eine neue Serie gestartet, zu deren Premiere 2500 Besucher kamen. Fortsetzung folgt.

CLUC COMMISSION NEU
Im Juli bekam Martina Brunner und ihr Team (Thomas Heher ist Co Geschäftsführer) den Zuschlag ,für die nächsten Jahre das Projekt Vienna Club Commission zu kuratieren. Eine ihre Aufgaben wird sicher sein, auch mehr in öffentlichen Räume möglich zu machen, denn daran mangelt es in Wien zurzeit. Viele Open Airs scheitern schon in der Projektionsphase, oder bekommen zuerst eine Genehmigung und müssen danach wieder zurückrudern, siehe auch „Draußen“. Warum das in anderen Städten um vieles leichter geht und weshalb oft die Bezirksebene nicht will, was die Landesebene beschließt, bleibt ein Rätsel.

DAUERBRENNER DES JAHRES
Das Techno Cafe im Volksgarten Pavillion: Dort findet man sie noch, die älteren Semester im Sommer. Der Sound kratzt, egal, es herrscht Stimmung seit über 20 Jahren und wenn der Sommer dann vorbei ist, verschwinden die fröhlichen Menschen wieder in ihren Büros, denn in den Clubs sieht man sie (leider) nicht.

WO IST HOUSE
Viele elektronischen Genres wie Minimal, House, Deeptech und Co haben sich in ihre Biotope zurückgezogen. Afro/Downbeat findet man dann im Sommer wieder bei diversen Open Airs oder im „Heimlich“ Kosmos. Melodic hat die kommerziellen Discos erobert und Afterlife ist größer als groß. House ist fast verschwunden und wird nur noch im Radio gelebt, möchte man fast meinen. Über all das habe ich mit meinem Gast Gerald Wenschitz geplaudert, und auch über Fußball und vieles andere. Mehr hört Ihr, wenn Ihr hört. Ich danke Euch für die Treue und wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch.

Schickt mir eure persönliche Meinung, Anmerkungen, Inputs oder Themenvorschläge an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! schicken.

Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 05. Jänner 2023.

Rudis Kopf

 

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Im Gespräch mit Crazy Sonic:

GERALD VDH

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Gerald vdH, Veranstalter, Dj, Musikproduzent
https://www.instagram.com/gerald_vdh/

CLUB KULTUR

MIT CRAZY SONIC

Was man in über 25 Jahren als DJ und Veranstalter in der Wiener Clubszene alles erlebt...? 

Als fixer Teil der legendären Veranstaltercrew des damaligen Kultclubs "Meierei" beim Wiener Stadtpark konnte sich der gebürtige Kärntner Rudi Wrany alias Crazy Sonic mit der Partyreihe "con:verse" 1999 zum ersten Mal in der Hauptstadt einen Namen machen. Unvergessene Feste!

In den 00-er Jahren holte er die Creme de la Creme der nationalen und internationalen House und Techno Szene ins Wiener Flex zu seiner langjährig-erfolgreichen, wöchentlichen Dienstagsreihe "CRAZY". Zuletzt schmiss er in der Grellen Forelle und der Pratersauna die extrem erfolgreichen Parties "Zuckerwatt", "Luft & Liebe", "Nachtschwimmer" oder "5 Uhr Tee".

Es gibt nur wenige bekannte DJs, die er noch nicht an die Turntables der Wiener Clubs geholt hat, kaum einen der noch nicht mit Rudi auf ein Glas Wein gegangen ist. So viel sei also verraten: Zu erzählen hat er einiges, der Rudi.

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