CLUB KULTUR | Folge #037 | DER ARTIKEL ZUM PODCAST
"Von den Clubs allein könnten wir nicht leben"
Wien, 02. September 2021
KEINE MUSICK
Gleich zu Beginn die Hiobsbotschaft: Das MU:SICK Festival in der Arena Wagram musste abgesagt werden. Festivalbooker Disaszt, der Gast des letzten Podcasts, bestätigte dies kurz vor Erscheinen. Die Gemeinde will nichts riskieren, das Festival stand gottlob unter dem Rettungsschirm. Ob und wie und wann es nachgeholt wird, bleibt offen. Ebenfalls keine Musik gibt es ja heuer beim Lighthouse Festival in Istrien, stattdessen planten die Macher, die auch gleichzeitig den Club Praterstrasse betreiben eine „TUT UNS LIGHTHOUSE“ Woche, wohl auch um den Club ein bisschen aus der „No Social Media“ Ecke (kurz) rauszuholen und ihn einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
VIEL MUSIK
gibt es seit letztem Wochenende im neuen Club „O“. Vor allem freitags scheuen die Betreiber in den nächsten Monaten keine Kosten und Mühen, um in alter „Horst“ Manier weiter teure Weltstars unter die Oper zu holen, sogar am Eröffnungswochenende, das eigentlich mit nationalen Acts bespielt hätte werden sollen, hat man am Ende noch „Blondish“ nachgelegt. Ob es unbedingt hätte sein müssen, dürfen andere beurteilen. Es werden jedenfalls noch viele bekannte Namen folgen, auch wenn die Reihenfolge ab und an ein wenig random erscheint, aber wie schon im Podcast besprochen, muss der Club ja auch voll werden. (Dirty Doering, Sven Väth, und Fatboy Slim sind bereits angekündigt)- Ein bisschen hat man den Eindruck, als gefiele den Besuchern der zweite Floor zu späterer Stunde etwas besser, als der große Main, auf dem man, wenn es leerer wird, auch ein bisschen verloren wirkt. Erstmals bespielt wurde auch im Zuge des „Boilerroom“ die Location „Draußen“ im 23. Bezirk. Man konnte im Zuge eines Livestream mitverfolgen, wie sich die Venue bei perfektem Sommerwetter immer mehr füllte. Nächstes Jahr soll es mehr davon geben - auch darüber habe ich letztes Jahr schon an dieser Stelle berichtet.
TRASH
heißt in Wien nun oft das neue Zauberwort. Man hat den Eindruck, als gäbe es im Moment wieder eine große Schere in der Clubmusik: Harter 140 bpm Techno hier, Abba und Gigi Di Agostini da. Dazwischen bestenfalls Nischen. Das Wort „Studentenmusik“ poppt ständig auf. Nun, die armen Studenten müssen oft mit schlechtem Geschmack vorlieb nehmen und das impliziert ein wenig das Vorurteil, dass das studierende Volk ausschließlich leicht Verdauliches genießt. Die Erfolgsformel scheint nur allzuoft aufzugehen. So verzichtet der Volksgarten seit der Wiedereröffnung gänzlich auf House und ähnliches. Zu gut funktioniert das seichte Gewässer der Mitsingnummern. Vorbei die Zeiten von Garden Club und Get Whipped.
VIEL LÄRM
machen schlecht eingestellte Soundsysteme und und das führt oft zu Problemen mit Nachbarn und schlußendlich mit dem Magistrat. Oder noch schlimmer: Es gibt keinen approbaten Schallschutz. Open air Locations können davon ein Lied (nicht) singen und Events in Off-Locations blieben leider zumeist Eintagsfliegen. Doch es gäbe einfache, simple Lösungen. Dafür müsste man seine Beratungsresistenz ablegen und die Zusatzkosten professioneller Einmessungen und Beratungen in Kauf nehmen, denn am Ende lohnt es sich. Einige Plätze verschwanden deswegen schneller wieder, als es ihnen lieb war, siehe „Market“, andere hingegen gelten dank perfektem Sounddesign als Vorzeigeclub oder gar „Showroom“, wie sich die Praterstraße gern bezeichnet. Der Mann hinter vielen Soundsystemen im Wiener Clubland heißt Wolfgang Sauter: Grelle Forelle, Werk, Loft, Flex oder das Sass sind mit seiner Arbeit zufrieden, einen guten Namen genießt er auch bei jenen, die sich für andere Lösungen entscheiden haben. Mit ihm habe ich über Fehleinschätzungen, Lambda Labs, Einmessungen, Absagen und vieles mehr gesprochen. Hört mehr, wenn Ihr hört.
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Im Gespräch mit Crazy Sonic:
WOLFGANG SAUTER
Wolfgang Sauter, Pro-Performance Chef