Ausgangspunkt ihrer Reise durch das gegenwärtige Finanzsystem ist die Frage, wie das Geld überhaupt in die Welt kommt. Denn alleine bei dieser Frage herrscht oft Aufklärungsbedarf. Die Vorstellung, dass ein Sparer sein Geld auf die Bank trägt, die es dann im Tresor einsperrt, um es später einem Kunden weiter zu verleihen, der einen Kredit aufnehmen will, ist nämlich immer noch weit verbreitet. In Wahrheit schöpfen die Banken mit jeder Kreditvergabe neues Geld.
Dieses Geld ist aber eben kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern sogenanntes Buchgeld. Und das können die Banken de facto beinahe beliebig vermehren. Eine Tatsache, die per se kein Problem darstellt, aber nur dann, wenn das System in Schach gehalten wird. Ob das der Fall ist, stellt Losmann mit ihrer Doku u.a. in Frage.
Sie spannt in der Folge den Bogen dahin, wo es richtig weh tut. Denn unser gegenwärtiges Wirtschaftsystem braucht Wachstum, um Profite zu generieren, mit denen die Schulden abgezahlt werden können, die aufgenommen worden sind, um die Profite zu machen. Auf diese Analyse lässt Losmann auch die Kritik folgen. Denn dass unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzten Planeten nicht möglich ist, ist klar.
Der Grund, dass die Kritik bislang noch nicht lauter geworden ist, ist der Tatsache geschuldet, dass auch in der Politik noch vielfach die Meinung vorherrscht, das Geldsystem folge Naturgesetzen. Dass das nicht stimmt, sollte seit den unvorstellbaren Summen, mit denen sich Staaten seit Corona verschuldet haben, klar sein. Auch dem gegenwärtigen Geldystem liegt also eine Wertehaltung zugrunde. Und die gilt es mehr denn je zu hinterfragen. Losmanns Film ist so faszinierend wie anstrengend - wie das nun mal so ist mit den Schatten. Und eine schönere Paradoxie kann man sich zur Wiederöffnung der Kinos ja kaum vorstellen: Im Dunkel des Kinosaals zu verschwinden, um die Schatten zu vertreiben.
Oeconomia. Ab Freitag im Kino. Johannes Rhomberg