Der als Priestersohn geborene Sam Cooke lernt sein Gesangshandwerk in der Kirche. Mit den Soul Stirrers wird er in der Gospelszene bereits früh zum Star. Bald zieht es ihn aber in Richtung Popmusik, was ihm von Teilen der Kirche als Verrat ausgelegt wird. Widerstände zu überwinden ist der so charismatische wie zielstrebige Cooke also von Anfang an gewohnt.
Und das macht er auch später, als es um die Zahlung von Tantiemen von seinem Label RCA geht, bei dem er zu seiner Blütezeit der größte Kassenschlager nach Elivs Presley ist; oder als Chef seines eigenen Labels SAR Records, bei dem er immer das große Ganze im Blick hat.
Gleichzeitig stellt er sich zu Beginn der 60-er Jahre immer vehementer auf die Seite der erstarkenden Bürgerrechtsbewegung. So weigert er sich etwa einen Gig zu spielen, als er sieht, dass das weiße und schwarze Publikum getrennt werden soll. Dass er mit Jim Brown, Cassius Clay, Malcolm X befreundet ist, bringt ihn auf die Watch List des FBI.
Das alles passt ganz und gar nicht zu den tragischen Umständen seines Todes. Am 11. Dezember 1964 checkt er mit einer Frau in einem schäbigen Hotel in Los Angeles ein. Wenig später wird er von der Hotelmanagerin angeblich in Notwehr erschossen. Vieles an dieser offiziellen Version bleibt mysteriös, die Frau stellt sich später als Prostituierte heraus. Immer wieder werden Stimmen laut, die ein Komplott des Establishments hinter Sam Cookes Tod sehen wollen, weil dieser zu mächtig geworden sei. Beantworten kann die Doku diese Frage am Ende auch nicht, aber die Zweifel an der offiziellen Version bleiben. Vielleicht bietet sie ja den Anstoß, dass die Cold Case-Abteilung des FBI sich des Falles annimmt.
The two Killings of Sam Cooke. Zu sehen bei Netflix. Johannes Rhomberg