Eigentlich will sie ihren Cousin, der hoher Beamter ist, nur um eine Reiseerlaubnis bitten. Doch just an diesem Tag empfängt der nur Kandiaten für den Gemeinderat. Also lässt sich Maryam einfach auf die Liste setzen. Die Reiserlaubnis bekommt sie dann nicht, die Kandidatur aber schon. Und als ihr klar wird, dass sie als Stadträtin auch die dringend nötige Asphaltierung der Krankenhauszufahrt durchsetzen könnte, nimmt sie die auch an.
Den Wahlkampf führt sie ganz zeitgemäß auf youtube. Bald fliegen ihr die Sympathien der Menschen zu. Im staatlichen Fernsehen dagegen weht ihr starker Gegenwind entgegen, denn die Kandidatur einer Frau ist für das saudische Patriarchat noch ein Unding.
Doch als sie tatsächlich zur ernsthaften Konkurrentin des bisherigen Stadtrats avanciert, setzt der kurzerhand die Asphaltierung der Krankenhauszufahrt ebenfalls auf seine Agenda. Damit nimmt er ihr ziemlich den Wind aus den Segeln, und das zwei Tage vor der Wahl...
Haifaa Al Mansour weiß, wovon sie in ihrem Film „Die perfekte Kandidatin“ erzählt. Die aus Saudi-Arabien stammende Regisseurin hat 2012 mit „Das Mädchen Wajda“ den ersten zur Gänze in ihrer Heimat gedrehten Film gemacht, und damit den internationalen Durchbruch geschafft. Während dieses Drehs musste sie sich noch mit ähnlichen Schikanen herumschlagen wie die Protagonistin Maryam in ihrem neuen Film. Denn die räumliche Geschlechtertrennung war zu dieser Zeit noch rigoros in Saudi-Arabien.
Mansours neuer Film bietet nicht nur spannende Einblicke in eine sonst recht unzugängliche Welt, sondern ist auch subtil genug erzählt. Dass die sich vermittelnde Aufbruchsstimmung aus Saudi-Arabien noch längst keine freie Gesellschaft macht, steht auf einem anderen Blatt.
Die perfekte Kandidatin. Ab 13.3. im Kino. Johannes Rhomberg