In den USA der 60-er Jahre ist Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa so bekannt wie ein Pop-Star. Seine kometenhafte Karriere wurde von Anfang an von der italienischen Mafia begleitet und ermöglicht. Zur selben Zeit arbeitet sich der Mafioso Frank Sheeran in der Cosa Nostra vom Fußsoldat zum verlässlichen Auftragskiller hoch. Als Hoffa einen Mann fürs Grobe benötigt, wird Sheeran geschickt. Die beiden freunden sich an, Frank Sheeran hilft Hoffa mit unliebsamen Konkurrenten und wird seinerseits zum lokalen Gewerkschaftsboss.
Als er aber bei der Mafia in Ungnade fällt, will sich der machtverliebte Hoffa nicht einfach geschlagen geben. Ein ehemaliger Konkurrent soll ihm die nötigen Stimmen zur Wiederwahl als Gewerkschaftsboss besorgen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Hoffa jedoch übersieht die Zeichen der Zeit, und fällt seiner Hybris schließlich zum Opfer.
Aber Scorseses Film hört an diesem Punkt nicht auf. Denn sterben müssen am Ende alle, auch die, die das Sterben befehlen. Und so dreht sich der finale Teil des Films darum, wie die überlebenden Mob-Mitglieder altern, allen voran Protagonist Frank Sheeran. Gerade dieser Teil macht aus dem Film ein außergewöhnliches Mafia-Portrait, das trotz dreieinhalb Stunden Länge nie langatmig ist, auch wenn die Protagonisten am Ende schwerer atmen.
Robert de Niro, Al Pacino und Joe Pesci spielen ihre Rollen mit all ihrer Erfahrung und Grandezza und altern digital unterstützt beeindruckend realistisch. Hervorheben muss man in diesem Atemzug auch die Rolle von Produzent Netflix, denn die Hollywood-Studios vertrauten Scorsese mit dem Stoff nicht. Der Streaming-Gigant hat den nötigen Mut bewiesen, und damit einen cineastischen Volltreffer gelandet.
The Irishman. Ab 15.11. im Kino. Johannes Rhomberg