Als Toni wie jeden Morgen seine Blumen gießt, findet das Wasser über seine gepfuschte Leitung den Weg auf Yassers Kopf. Der macht eigentlich nur seine Arbeit, als er Toni anweist, sie in Ordnung zu bringen. Doch beide haben nicht ihren besten Tag, und so wird aus einem harmlosen Streit ein ethnisch-religiöse Konflikt mit Symbolcharakter.
Denn Toni ist nicht nur Libanese, er ist auch Christ. Und der Libanon ist das Land mit der stärksten christlichen Minderheit im gesamten Nahen Osten. Als dann der Star-Anwalt der christlichen Community sich der Sache annimmt, will Toni eigentlich, dass er eine gütlich Einigung erreicht. Doch der Anwalt pusht die Sache lieber zur Rechtsschlacht hoch. Aber auch Yasser vergeht irgendwann die Lust an dem Streit und will die Sache eigentlich beenden. Und auch seine Anwältin denkt nicht daran, klein beizugeben.
Regisseur Ziad Doueiri stammt selbst aus dem Libanon, und kennt die Konfliktlinien, die er in seinem Gerichtsthriller offenlegt, allzu gut. Im Drehbuch, das er gemeinsam mit Joelle Touma verfasst hat, konzentriert er sich aber auf die Mechanik des Konfliktes. Man kann die Eskalation darum auch nachvollziehen, ohne sich im ethnisch-religiösen Konfliktherd Libanon allzu gut auszukennen. Und gleichzeitig zeigt die Geschichte dadurch erstaunliche Parallelen zu vielen gegenwärtigen gesellschaftlichen Spaltungstendenzen von Europa bis über den Atlantik.
Belohnt wurde die Arbeit nicht nur mit einer Oscarnominierung für den besten fremdsprachigen Film, sondern auch mit der Auszeichung für Kamel El Basha als bester Hauptdarsteller beim Festival in Venedig.
Der Affront. Ab 19.10. im Kino.