Es war Andy Warhol, der darauf bestand, dass Nico an dem Debüt von Velvet Underground mitwirkt. Und es war Jim Morrison, der sie ermutigte selbst Musik zu schreiben. Ab Ende der 60-er beginnt Nico mit ihrem eigenen Werk, sechs Studioalben stehen am Ende zu Buche.
Der Film setzt kurz nach Veröffentlichung ihres letzten Albums „Camera Obscura“ im Jahr 1985 an. Die durch jahrelangen Drogenkonsum arg gezeichnete Nico ist gerade nach Manchester gezogen. Ihr engagierter Manager Alan Wise organisiert eine Tour durch den ehemaligen Ostblock. Das stellt sich für alle Beteiligten als nicht ganz ungefährlich heraus, denn das kommunistische Regime hat für westliche Rockmusik nichts übrig.
Ganz nebenbei soll Manager Wise Nico auch noch helfen, ihren Sohn aus der Nervenheilanstalt zu bekommen, wo er wegen eines Selbstmordversuchs sitzt. Und immer wieder muss sie sich lästigen Journalisten-Fragen stellen, die in ihr nicht die Musikerin, sondern die 60-er Ikone sehen wollen.
Dass der öffentliche Fokus mehr auf der Ikone Nico als auf der Musikerin liegt, erschwerte bereits die Finanzierung des Films, wie Regisseurin Susanna Nicchiarelli im Vorfeld zu Protokoll gab. Sie beharrte jedoch darauf, sich auf die letzte Phase im Leben der Musikerin zu konzentrieren. Denn erst in diesen Jahren habe sie ganz ihre künstlerische Identität gefunden. Und die Message, dass das auch in höheren Lebensjahren noch möglich ist, sei ihr wichtig gewesen.
Nico, 1988 ist das einfühlsame Portrait einer widersprüchlichen, aber beeindruckenden Musikerin, die ihren Weg ohne Rücksicht auf Verluste und kommerziellen Erfolg gegangen ist. Und auch wenn man der robusten Schauspielerin Tryne Dyrholm an der ein oder anderen Stelle die Mühe der Aneignung von Nicos fragilem Wesen anmerkt, überzeugt der Film auch darstellerisch.
Nico, 1988. Ab 20.7. im Kino.