Protagonist ist einer, der sonst das Rampenlicht nur aus Proberäumen kennt. Gerwin ist Anspielpartner bei Castings, oder wie es eine Schauspielerin weniger charmant formuliert: eine Anspielwurst. Für eine Neuverfilmung von Rainer Werner Fassbinders "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" wird gerade händeringend die weibliche Hauptrolle gesucht, denn bis zum Drehstart sind es nur noch sechs Tage. Regisseurin Vera hat zwar Ideen, ist aber nicht willens, sich zu entscheiden. Gerwin macht unterdessen das, was er am besten kann. Er spielt sich in den Castings einen Ast ab, und erträgt mit Demut alle Hiebe, die auf ihn einprasseln. Doch dann springt die männliche Hauptrolle ab. Und die Regisseurin will Gerwin die große Chance geben. Gleichzeitig sitzt ihr aber die Senderredaktion im Nacken, die die Besetzungsliste auf Quotentauglichkeit prüft...
Regisseur Nicolas Wackerbarths zweiter Spielfilm wirft einen bissigen, aber sehr amüsanten Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie. Er konzentriert sich dabei ganz auf die Machtverhältnisse zwischen seinen Protagonisten, die sich immer wieder umkehren. Dass die Dialoge so realistisch klingen, ist Resultat von Wackerbarths Arbeitsweise. Er hatte zwar ein Drehbuch, die Schauspieler aber nicht. Sie kannten nur die Richtung der Szene, und mussten sich dann dorthin improvisieren. Auf der diesjährigen Berlinale galt die satirische Liebeserklärung an die Filmbranche als Geheimtipp. In diesem Sinne: Augen auf bei der Berufswahl.
Casting. Ab 15.12. Freitag im Kino.