Der 83-jährige Schweizer ist vor allem bekannt geworden durch sein Engagement gegen den weltweiten Hunger. Unbeirrbar wiederholt der UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung die Tatsache, dass der Hunger kein Problem von Mangel, sondern ein Problem der Verteilung ist.Geprägt hat den in einem konservativen Umfeld in Thun aufgewachsenen Ziegler seine Begegnung mit dem kubanischen Revolutionär Che Guevara. Der Aufforderung seines großen Idols, den Kampf gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit in die Weltmetropolen zu tragen, kommt er bis heute nach.
Dieser beharrliche, beinahe sture Idealismus mutet manchmal auch etwas anachronistisch an. Deutlich zu spüren ist das, wenn Ziegler etwas ratlos durch die kaputten Straßenzüge Havannas tappt. Als er eine Bewohnerin fragt, warum in den Wohnungen keine Fotos von Fidel hängen, erwidert diese: damit er sehe, wie die Kubaner leben. Dieser beinahe poetische Moment steht in schmerzhaftem Kontrast zu Zieglers sturem Glauben an den Sozialismus. Diese Sturheit ist es aber vielleicht auch, die ihn angesichts einer Welt, der die großen Utopien schlicht abhanden gekommen sind, weiter gegen die Auswüchse eines entfesselten Kapitalismus anschreiben lässt. Oder es ist sein eigener Sinn für Poesie, der durchscheint, wenn er sein anderes großes Idol zitiert, den chilenischen Dichter Pablo Neruda: "Sie können alle Blumen abschneiden, aber sie werden nie den Frühling beherrschen."
Jean Ziegler - Der Optimismus des Willens. Ab 2.6. im kino