Die Bekanntschaft mit Lousteau verschafft Lucien eine Stelle in einer Zeitung, wo sein Talent rasch auffällt. Das muss er hier allerdings dazu verwenden, gekaufte Kritiken zu schreiben. Eine völlig übliche Vorgehensweise, genau wie bezahlter Applaus im Theater.
Mit seinem überaus bissigen Stil steigt Lucien bald zum gefeierten Star-Journalisten der liberalen Presse auf, deren liebstes Hassobjekt der sich gerade restaurierende Adel ist. Der reagiert darauf, wie es in dieser Welt üblich ist: man versucht, Lucien zu kaufen. Der ihm aberkannte Adelstitel soll ihm wieder zufallen, wenn er bei der gefürchteten Zeitung Le Corsaire-Satan kündigt. Und während sich Lucien in den Salons schon zugehörig fühlt und Geld verprasst, das er nicht hat, ist seine Geliebte Coralie, die einzige, die noch daran glaubt, dass er sein literarisches Talent irgendwann wieder zu etwas Sinnvollem verwenden wird.
Honoré de Balzacs Roman „Verlorene Illusionen“ zeigt eine Gesellschaft, in der der Idealist scheitert, und jeder versucht, einzustecken, was er nur kann. Der Journalismus ist käuflich, die handelnden Personen eitle Opportunisten mit einem Hang zur Selbstinszenierung, die ihr Fähnchen nach der Richtung hängen, in die der Wind gerade weht. Das einzige was an dieser Konstellation historisch ist, ist die wunderbare Inszenierung von Xavier Giannoli, der den Klassiker stilgerecht auf die Leinwand bringt.
Ihm zur Seite ein großartiger Cast um Benjamin Voisin, Vincent Lacoste und the one and only Gerard Depardieu. Die gefeierte Uraufführung erlebte der Film bei den Festspielen von Venedig.
Verlorene Illusionen. Ab 20.10. Johannes Rhomberg