Schließlich ist doch an der Wand in seinem Wohnzimmer bereits die Beleuchtung für die Trophäe eingerichtet. Aber so sicher darf er sich nicht mehr sein, als die Dinge nach und nach aus dem Ruder zu laufen beginnen. Da wäre etwa ein ehemaliger Mitarbeiter, der just vor der Fabrik ein Protest-Camp aufschlägt. Mit seinen bewährten Lösungsansätzen blitzt Julio eiskalt ab.
Auch einer seiner langgedientesten Mitarbeiter scheint plötzlich außer Kontrolle. Miralles, der vorher nie Fehler gemacht hat, produziert auf einmal einen nach dem anderen. Als Julio herausfindet, dass seine Form an einer Ehekrise leidet, versucht er, zu helfen. Und überschreitet damit die ein oder andere Grenze. Schließlich beginnt er auch noch ein Verhältnis mit einer jungen, attraktiven Praktikantin. Und muss feststellen, dass sie die Tochter eines alten Freundes der Familie ist. Ob sich das noch ausgeht mit dem Unternehmerpreis, bleibt bei dieser Konstellation fragwürdig.
„Der perfekte Chef“ war der Abräumer bei der diesjährigen Goya-Gala, dem spanischen Filmpreis. Mit 20 Nominierungen konnte er überdies einen neuen Rekord aufstellen. Geworden sind es immerhin sechs Goyas, darunter die Königskategorie bester Film.
Auch Hauptdarsteller Javier Bardem durfte den Preis als bester Hauptdarsteller entgegennehmen. Und tatsächlich ist es seine wunderbare Leistung, die den Film zusammenhält. Er bedient souverän die Komödie, ohne seinen Charakter zu verraten, und schafft es so, dass man jede Wendung des Plots, die die Eskalationsschraube noch höher dreht, mitmacht. Eine vergnügliche filmische Abrechnung mit den schon allzu strapazierten sogenannten Unternehmenswerten.
Der perfekte Chef. Ab 29.7. im Kino. Johannes Rhomberg