Mina ist am Boden zerstört, als ihr Mann hingerichtet wird. Ihrer gehörlosen Tochter verschweigt sie die Wahrheit. Doch dann stellt sich heraus, dass Minas Mann aufgrund einer falschen Zeugenaussage verurteilt worden ist. Ein tödliches Justizversagen, das für die Behörden aber mit Geld aus der Welt geschafft werden soll.
Aber Mina will, dass der Staat seinen Fehler öffentlich eingesteht, und zieht dafür vor Gericht. Dabei zur Seite steht ihr der schweigsame Reza, der eines Tages vor Minas Tür steht und eine Schuld begleicht, die er bei ihrem Mann hatte. Wie sich herausstellt, ist die Schuld, die Reza zu begleichen hat, jedoch zu groß, als dass sie mit Geld aufzuwiegen wäre.
Das iranische Rechtssystem basiert nach wie vor zu weiten Teilen auf einer Sure, die auch als „Sure der Kuh“ bezeichnet wird. Die Verbildlichung dieser Sure zeigt sich in einer der eindrucksvollsten Einstellungen in „Ballade von der weißen Kuh“, in der in der Mitte eines Gefängnisses stoisch eine weiße Kuh steht, während an den Mauern Gefangene verharren.
In der Praxis ist dieses Justizsystem durch sein Auge-um-Auge-Prinzip nicht nur archaisch, sondern auch blutrünstig. Kein Wunder, dass die Ungerechtigkeiten, die es immer wieder produziert, progressive Filmemacher umtreiben. Und damit auch im Ausland auf großes Interesse stoßen. Auch Regisseurin Maryam Moghaddam war mit ihrem beeindruckenden Justiz-Drama letztes Jahr auf der Berlinale vertreten.
Ballade von der weißen Kuh. Ab 4.2. im Kino. Johannes Rhomberg